Rezensionen

Katharina V. Haderer – Das Schwert der Totengöttin

Ich glaube, dass ich noch nie eine Rezension damit begonnen habe, über die Widmung zu schreiben. Viele Widmungen sind sehr persönlich und der Autor dankt mit diesen Worten nahestehenden Personen, gedenkt Verstorbener oder ehrt Vorbilder. Katharina V. Haderer dankt uns. Uns Frauen und Mädchen, uns Gamerinnen und Game-of-Thrones-Fans der ersten Stunde, uns Whiskey-Trinkerinnen und Abenteuerinnen, Bogenschützinnen. Wie cool ist DAS bitte? Positiver bin ich selten in ein Buch gestartet. 
Das Schwert der Totengöttin, der Auftakt der Black Alchemy‘Trilogie, die 2020 fortgesetzt wird, konnte mir dann auch noch sämtliche Gefühle entlocken, die man diesem Genre zuschreiben mag: ich habe mich gegruselt, geekelt, geschüttelt vor makaberen Beschreibungen. Dann war aber auch dieser humorvolle Schreibstil, bei dem die (wirklich zahlreichen) Charaktere kein Blatt vor den Mund nehmen und gern auch mal vulgär werden. Französische Ausdrücke, die immer wieder im Buch auftauchen, haben bei mir dann auch noch irgendwie Gedanken an New Orleans geweckt. Wer kein Französisch spricht, dem empfehle ich, einfach drüber zu lesen. Die Ausdrücke sind nicht sonderlich relevant für die Handlung, haben aber einen gewissen Charme.
Der mittelalterliche Weltenaufbau ist grandios gelungen: komplex durch die verschiedenen Ränge, Einheiten und Ehrennamen, den vielen Orten die erwähnt werden, den Herrschern und Göttern.. Ein kleines Glossar am Ende schafft Abhilfe, doch zu Beginn forderte die Geschichte meine volle Leseaufmerksamkeit. Ich hätte mir teilweise eine Karte gewünscht bzw. nähere Erklärungen zu den Orten, aber im Grunde ist es wohl nicht nötig für das Verständnis. 
Die Story an sich gefiel mir auch unglaublich gut. Ich wusste kein bißchen, was mich in diesem Genre erwartet, war es doch mein erster Ausflug ins Dark Fantasy. Lebende Tote, hängende Hautfetzen, Augen auspickende Krähen und spritzende Eiterbeulen sind vermutlich nicht jedermanns Sache. Aber als ich mich darauf eingelassen hatte, hatte ich richtig Spaß und der schon erwähnte humorvolle Schreibstil tat sein Übriges. Viele verschiedene Schauplätze schafften Abwechslung, ein spannender Handlungsverlauf und einige Geheimnisse, die aufgedeckt wurden, tragen den Leser nur so durch’s Buch.

Zwischen Ekel und Lachen platziert die Autorin dann auch noch Protagonisten, die so unglaublich interessant und vielschichtig sind. Nicht nur die Hauptcharaktere sind vielfältig ausgearbeitet, auch die Nebenrollen haben ihren Reiz und schaffen Spannungen und Dynamiken, die die Geschichte noch lesenswerter machen. Mirage DeBois, die Waldhexe, aus deren Sicht die Geschichte neben Erik Zejns erzählt wird, ist ziemlich undurchsichtig und man lernt sie als Leser nur bruchstückhaft und häppchenweise kennen. Ja, sie birgt noch viele Geheimnisse, die ich in den Folgenbänden unbedingt aufdecken möchte.
Der schon erwähnte Erik Zejn, den ich anfangs kein bißchen mochte, da er ein Paragraphenreiter mit Stock im Arsch ist, konnte im Laufe der Geschichte jedoch meine volle Sympathie gewinnen. Denn es gehört meiner Meinung nach viel dazu, einen Fehler einzugestehen und sich zu entschuldigen.
Barthell, ein Gardist, der eher belächelt wird, hat durchaus seine lichten Momente und beeindruckt dann mit Durchblick, amüsiert aber meist mit Naivität und großer Klappe.
Baalthazar DeElephantine, ein Alchemist, hat seinen Auftritt zur rechten Zeit und wird in den Folgebänden auch noch eine große Rolle spielen. Dann noch so ungemein interessante Charakter wie Sol Uriarte, die Mutter Oberin oder Svetlana Kuzorra.. Ach, ich könnte noch so viel über die einzelnen Personen erzählen, aber wisst ihr was? Lest das Buch doch selbst, es lohnt sich definitv! 5 Sterne. 

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