Rezensionen

Rebecca Andel: Jäger der Schatten

(Werbung – Rezensionsexemplar)

‚Jäger der Schatten‘ von Rebecca Andel habe ich auf Netgalley gesehen und musste es sofort haben. Das Cover, der Klappentext – genau mein Ding. Düster, viktorianische Welt, ein Zirkus. Und tatsächlich gefiel es mir auch sehr, vor allem die Stimmung der Geschichte und die Protagonistin haben es mir angetan, wobei ich mir hier und da mehr Erklärungen gewünscht hätte.

Rebecca Andel schreibt sehr einnehmend, bildhaft und metaphorisch. Ich lese diese Art des Schreibens sehr gerne, sie hat so etwas Erhabenes und Vornehmes. Es passt auf alle Fälle zum viktorianischen Setting, denn es wirkt wie aus der Zeit gefallen und lässt sich trotzdem so gut lesen.

Das Zirkuszelt auf dem Cover verrät schon, wo die Geschichte spielen wird. Zirkus Ora, der Ort, an dem Monster gezeigt werden, Scheusale und Schrecknisse. Ich bin immer noch so angetan von der Stimmung im Zirkus, habe mich abwechselnd an ‚Das letzte Einhorn‘ und ‚Big Fish‘ erinnert gefühlt. Eine sehr dichte Atmosphäre, mit düsterem Grundton und der im Schatten lauernden Gefahr.

Doch Monster sind oftmals eher die, die vor den Gitterstäben stehen und das Verurteilen, das sie nicht kennen. Denn Protagonistin Louise schaut zwar anders aus wie die Menschen, doch hat sie das Herz am rechten Fleck. Ein Schattenmädchen, das nicht weiß, warum sie so ist wie sie ist. Als Waise hat sie im Zirkus ein neues Zuhause gefunden, neben den ganzen anderen Sonderlingen und Einzelgängern. Dort fühlt sie sich sicher und nicht ganz so absonderlich wie in der großen weiten Welt. Und dann ist da noch Eli, der Louise mit seinem Windtanz verzaubert. Doch als dieser entführt wird und völlig verändert zurückkommt, ist Louise im Zirkus nicht mehr sicher..

Leider spielt nur der erste Teil der Geschichte im Zirkus, was ich sehr schade fand. Auch wenn mir der Plot gut gefallen hat, hätte ich gerne noch mehr Zeit dort verbracht. Einfach, weil es so eine fremde Welt für mich ist, faszinierend und ja, von mir auch ein bißchen romantisiert. Doch Louise sucht Antworten, und die findet sie nicht dort. Ich habe sie gerne begleitet, und finde auch toll, wie sie sich entwickelt hat. Von einem unsicheren Mädchen zu einem, das weiß, was sie zu tun hat und sich dabei auch mal über Regeln hinwegsetzt. Sie ist sehr vielschichtig dargestellt, nicht immer nett oder liebenswürdig, sondern schon auch mal verletzend oder unfair. Ich mochte sie sehr und würde gerne noch mehr von ihr lesen.

Die Geschichte startet sehr ruhig und atmosphärisch, es wird sich viel Zeit genommen zu erzählen. Selbst actionreichere Szenen erhöhen das Tempo nicht und ich fühle mich richtig wohl. Es ist spannend, aber nicht so atemlos, das man durch die Seiten hetzt. Erst nach ca. Dreiviertel des Buches ändert sich das schlagartig. Und ich bin ziemlich froh darüber, denn ich hätte am liebsten alles auf einmal erfahren. Es passiert so viel, es wird viel aufgedeckt und erklärt und ich kann gar nicht mehr aufhören zu Lesen. Trotzdem fand ich, dass es sich die Autorin bei manchen Wendepunkten zu leicht gemacht hat. Sie präsentiert eine Lösung, erklärt aber nicht, wie diese zustande kam. So à la: Ich weiß jetzt nicht, wo das herkam oder wie das passieren konnte, aber es ist jetzt halt so. Das ist mir dreimal aufgefallen und fand ich etwas unbefriedigend.

Nichtsdestotrotz mochte ich die Geschichte sehr, vor allem die düstere Grundstimmung und auch die Idee dahinter. Und auch wenn das Buch mit „düster-romantisch“ wirbt, fand ich es kaum romantisch. Vielleicht kamen die Gefühle einfach nicht so bei mir an, wie sie bei anderen LeserInnen wirken könnten. Doch die Liebesgeschichte ist mehr der Auslöser der ganzen Story als der dominierende Faktor. Mir hat es nicht gefehlt, die Geschichte punktet mit ganz anderen Dingen. 4 Sterne.

Klappentext

Düster-romantische Fantasy in einer viktorianischen Welt – für Leser*innen von Leigh Bardugo und Erin Morgensterns „Der Nachtzirkus“

„Manchmal, wenn ich durch die Gitterstäbe in ihre Gesichter blicke, stelle ich mir vor, dass in Wirklichkeit sie diejenigen sind, die in einem Käfig sitzen. Dass ich mich an einem sehr kleinen Ort der Freiheit befinde und die Welt um mich herum ein sehr großer Käfig ist, in dem sie alle gefangen sind.“

Schattenmädchen. Dämonin. Scheusal … Louise hat viele Namen. Eingesperrt in einen Käfig wird sie im Zirkus Ora als Monster ausgestellt. Ihr einziger Lichtblick ist Eli, der Trapeztänzer, der ihr mit seinem Windtanz das Herz gestohlen hat. Doch eines Nachts wird Eli von Unbekannten entführt, und als er Tage später zurückkehrt, ist er wie ausgewechselt, streitsüchtig und bösartig. Als Louise nach Antworten sucht, stößt sie auf eine uralte Legende, die nur im Flüsterton erzählt wird. Eine Legende über Wesen, die in den Schatten wohnen und sich an der Menschheit rächen wollen: die Achai..

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Bibliographie

Piper Wundervoll
Einzelband
ET: 01.04.2021
Taschenbuch 17,00 €, eBook 2,99 €
416 Seiten
ISBN: 978-3-492-50458-4
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