Rezensionen

Siri Pettersen: Eisenwolf

(Werbung – Rezensionsexemplar)

‚Eisenwolf‘ von Siri Pettersen ist der Auftakt der ‚Vardari‘-Trilogie. Was hatte ich hohe Erwartungen an die Geschichte, nachdem ich von der ‚Rabenringe‘-Trilogie so begeistert war. Und meine Erwartungen wurden ja sowas von erfüllt! Düster, eisig, blutig. Ich liebe es! ‚Eisenwolf‘ ist übrigens unabhängig von den ‚Rabenringen‘ lesbar. Es spielt im selben Universum, ein paar Anspielungen weisen auf die andere Reihe hin. Aber es ist auf keinen Fall notwendig, die anderen drei Bücher vorab zu lesen. Auch wenn ich das dringend empfehlen würde, sie sind genial.

Siri Pettersen hat einen Schreibstil, den man mögen muss. Sehr einnehmend, nichts beschönigend, teilweise schon nüchtern die Grausamkeiten beschreibend. Nordisch-kühl würde ich sagen. Aber ich mag das total und konnte mich sofort fallen lassen. Ich empfehle aber vorab, eine Leseprobe zu lesen. Denn wer diese Art des Erzählens nicht mag, wird nicht viel Freude mit der Geschichte und der Welt haben.

Auch bei ‚Eisenwolf‘ wird man in eine unbekannte Welt geworfen, deren Details sich erst nach und nach ergeben. Rau, eisig und für mich schon fast ein bißchen unwirtlich wirkend, finden wir uns in Náklav wieder, einer Stadt, die nordischer nicht sein könnte.
Anfangs fühlte ich mich noch etwas orientierungslos, aber trotzdem war es unglaublich interessant, die ganzen Dynamiken der Stadt und ihrer Bewohner kennenzulernen. Eine komplexe Welt, die sich mir immer noch nicht in ihrer Gänze erschlossen hat. Aber das ist Siri Pettersens Stil und es gelingt ihr mühelos, nach und nach immer mehr Details zu enthüllen, neugierig zu machen, Zusammenhänge zu offenbaren. Einfach nur genial. Und dazu die Intensität der Erzählung, der Ideenreichtum, die dichte Atmosphäre. Und im Hintergrund immer diese Düsternis, diese Rauheit. Hach, ich könnte stundenlang so weiterschwärmen.

Die Story an sich wird aus mehreren Sichtweisen erzählt. Das trägt definitiv zur Komplexität bei, schafft aber auch eine gewisse Rundumsicht über die wichtigen Dinge der Stadt: Blutleserinnen, Vardari, Wolfsblut. Von den drei Charakteren mochte ich eigentlich nur Juva, die als Protagonistin auch die meiste Zeit erhält, ihre Geschichte zu erzählen. Sie hat sich von ihrer Familie entfernt, da sie ihre Ansichten nicht teilt und schlägt sich als Wolfsjägerin durch’s Leben. Doch ein Ereignis zwingt sie, sich mit ihrem Erbe auseinanderzusetzen. Sie ist ein starker Charakter, was anderes hatte ich auch nicht erwartet. Sie traut sich, Risiken einzugehen, ist hier und da aber auch noch etwas gutgläubig und leichtsinnig, was sie umso authentischer macht. Ihre Entwicklung ist richtig gut gelungen und dargestellt, ihre Zerrissenheit genauso spürbar wie ihre Hilflosigkeit, wenn ihr die Dinge entgleiten.
Alle Figuren haben einen vielschichtigen Charakter erhalten, der es teilweise nicht einfach macht, sie einzuordnen. Sind sie gut, sind sie böse? Ist das so einfach zu entscheiden? Denn welche Seite ist die Gute, welche die Böse? Und dann ist da noch dieses kleine Detail, dass Juva als Kind den Teufel gesehen hat. Existiert er wirklich? Oder war es bloß die blühende Fantasie eines Kindes? Ich werde immer noch ganz hibbelig, wenn ich daran zurückdenken, wie es sich während des Lesens angefühlt hat, die ganzen Zusammenhänge zu entdecken und die Beweggründe der Charaktere zu verstehen. Es ist einfach so perfekt..

Die Lobrede auf die Geschichte könnte noch länger werden, doch das Beste wird sein, du liest sie selbst. Sie ist nämlich etwas Besonderes. Sie hebt sich ab von anderen Geschichten, durch ihre Charaktere, ihre Welt, ihre nüchterne Grausamkeit, durch ihren Erzählstil und ihren Ideenreichtum. Und ich garantiere dir, wenn sie dich erst mal in ihren Bann gezogen hat, lässt sie dich nicht mehr los. 5 Sterne.

Klappentext

Juva ist eine Blutleserin, will es aber auf keinen Fall sein: Sie hat sich geschworen, niemals eine von jenen zu werden, die es aufgrund ihrer Fähigkeiten nur auf Macht und Geld abgesehen haben. Doch als ihre Familie von den Vardari bedroht wird, den Unheimlichen, niemals Alternden, wird Juva in die Jagd nach dem Erbe der Blutleserinnen verwickelt: ein dunkles Geheimnis, das einst die Welt verändert hat und es möglicherweise wieder tun wird. Doch Juva hat ihr eigenes Trauma zu bewältigen, denn sie hat den Teufel gesehen …

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Für einen Blick ins Buch klicke auf das Cover

Bibliographie

Arctis Verlag
Übersetzt von Dagmar Mißfeldt und Dagmar Lendt
Band 1 von 3 der Reihe ‚Vardari‘
ET: 18.03.2021
Hardcover 20,00 €, eBook 15,99 €
544 Seiten
ISBN: 978-3-03880-042-2
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