Rezensionen

Martin Gancarczyk: Cold-Blooded 1 – Der Geschmack von Blut und Schatten

Vorab: ‚Cold-Blooded 1: Der Geschmack von Blut und Schatten‘ von Martin Gancarczyk gefiel mir richtig gut! Ein cooles Worldbuilding, tolle queere Charaktere und eine komplexe Handlung. Doch vor allem letztere wird ein bisschen von der Flapsigkeit des Erzählstils in den Hintergrund gedrängt.

Auf alle Fälle kann ich behaupten, dass ich Martin Gancarczyks Art zu schreiben total mag! Bitterböse, witzig, schräg und mit vielen Anspielungen auf die 1990er habe ich mich gleich wohlgefühlt. Aber ich hatte anfangs die Befürchtung, dass es mir zu viel werden würde. Zu drüber. Aber das war dann Gott sei Dank nicht der Fall. Und doch habe ich gemerkt, wie mich der Erzählstil dazu verleitet hat, weniger aufmerksam zu lesen als ich das für gewöhnlich tue. Und das ist leider Gift für die Handlung, die durch Zeit- und Ortssprünge, viele verschieden Figuren und Wesen eigentlich höchste Konzentration erfordern würde. Und so habe ich mich oft dabei beobachtet, wie ich ein paar Seiten zurückgeblättert habe, um nochmal zu erfassen, was denn jetzt eigentlich passiert ist. Das finde ich ziemlich schade, denn die Handlung und auch der Background dazu sind so genial und ich ärgere mich, nicht die nötige Lesesorgfalt aufgebracht zu haben. Wobei ich das Buch mit Sicherheit nochmal lesen werde, wenn der zweite Band erscheint. Wegen Komplexität der Handlung und Erinnerung wie ein Sieb und so.  

Aber ein Reread ist nicht schlimm, denn von den Charakteren kann ich nicht genug bekommen. Auch wenn ich bei weitem noch nicht alle durchschaut habe und ich von manchen noch mehr wissen möchte. Aber dafür gibt es ja zwei Folgebände und der gewitzte Autor will natürlich nicht alles im ersten Teil erzählen. Dadurch habe ich als Leserin aber noch viele Fragen und Lücken, vor allem zu so manchen Vereinigungen, die ich bisher immer noch nicht so richtig fassen kann.
Bei den Figuren gefiel mir vor allem auch ihre Diversität. Fantasybücher mit LGBTQIA+-Charakteren findet man vor allem auf dem englischen Buchmarkt, darum freue ich mich umso mehr, dass es auch hier in Deutschland mehr werden und sich vor allem Autor*innen im Selfpublishing trauen, ihre queeren Geschichten zu veröffentlichen. Und das unterstütze ich nur zu gerne, damit die Community vielleicht eines schönen Tages die Akzeptanz und Gleichberechtigung erfährt, die sie verdient.
Aber um nochmal zur Komplexität zurückzukommen: Es ist eine Urban-Fantasy-Story, die sich in unserer Welt abspielt. Chicago, New York, New Orleans, eigentlich die ganze Welt, sind bevölkert von Vampiren, Hexen, Gestaltwandlern, Dämonen usw. Es gibt Geister, eine Geisterebene, eine Zwischenwelt, biblische Gestalten (die man kaum wiedererkennt), Gottheiten.. Mir brummt schon wieder der Kopf. Vielleicht wäre eine Art Personenverzeichnis nicht schlecht, einfach zur Sicherheit der Lesenden. Damit man (ich) zumindest die Personen dem richtigen Lager zuordnen kann. Obwohl, diese Zuordnung ist auch nicht so eindeutig, wie man das vielleicht anfangs gedacht hatte. Man sieht also, derart anspruchsvoll und komplex ist ‚Cold-Blooded 1: Der Geschmack von Blut und Schatten‘ nichts für Zwischendurch. Selbst, wenn der Erzählstil darüber hinwegtäuscht. In diesen Haufen trete ich mit Sicherheit nicht nochmal. 4,5 Sterne.

Klappentext

Mit Anlauf in den größten Haufen Mist – nichts könnte Grayson Huffs Leben besser beschreiben.
In einer Welt, in der Menschen wie Nutztiere gehalten werden, versucht der 28-jährige, als eben dieser zu überleben. Was allerdings nur bedingt klappt bei seinem Pech, denn er stirbt und erwacht gleich darauf wieder aus dem Reich der Toten. Etwas, das als Mensch jedoch unmöglich ist – richtig?

Doch Grayson ist kein Mensch, zumindest wenn er dem Gestaltwandler Wayland glauben darf, der für den Geheimdienst MIA arbeitet und ihn in Mysterien einweiht, von denen Grayson nicht mal zu träumen gewagt hat. Bald schon verstrickt er sich immer tiefer in Machenschaften, die bis zum Anbeginn der Zeit zurückreichen. Und dann wären da noch die aufkommenden Gefühle zu Wayland, die das Chaos perfekt machen.

»Der Geschmack von Blut und Schatten« ist der erste Teil der Cold-Blooded Trilogie.
Dunkle Machenschaften, unverhoffte Liebe, sowie uralte Geheimnisse vereinen sich mit Witz, Sarkasmus, Diversity und queeren Charakteren zu einem spannenden Urban Fantasy Auftakt. Ein trotteliger 90er Jahre Nerd ist auch dabei.

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Bibliographie

Erschienen im Selbstverlag
Band 1 von 3 der Reihe ‚Cold-Blooded‘
ET: 15.07.2020
Taschenbuch 15,95 €, eBook 4,49 € (kostenlos bei Kindle Unlimited)
460 Seiten
ISBN: 978-3966986021
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