Sarah Scheumer: Dunkelglühen
Ich habe schon öfters Science-Fiction-Bücher gelesen, aber gerade macht es mir richtig Spaß. Die Möglichkeiten, die Ideen der Autor*innen, die unendlichen Weiten des Weltraums. Wobei letzteres ja nicht unbedingt zwingend ist. Sarah Scheumer entführt mit ihrem Trilogieauftakt ‚Dunkelglühen‘ aber genau dahin, denn wir folgen Protagonistin Maya auf das Starship und erleben ein actionreiches und spannendes Abenteuer, das mich unglaublich in seinen Bann gezogen hat.
Mein erstes Buch der Autorin ist sicher nicht mein letztes, ich werde auf alle Fälle weiterlesen. Der Schreibstil ist einnehmend und flüssig, selbst technische und wissenschaftliche Beschreibungen werden so präsentiert, dass ich meine, sie zu verstehen. Selbst wenn das nicht der Fall ist. Denn Physik, Technik, eigentlich Wissenschaft im Allgemeinen, ist abstrakt für mich. Zumindest wenn es ein Raumschiff betrifft. Doch ich muss es auch nicht verstehen oder gar beurteilen, ob alles, was geschildert wird, realistisch ist. Es ist sind schließlich auch Spekulationen, Zukunftsträume. Ich muss mich also einfach nur von der Geschichte einfangen und treiben lassen.
Der Start der Geschichte ist noch auf unserer Erde, deren letzte Tage jedoch gezählt sind. Die Vernichtung des Planeten durch einen Asteroiden steht kurz bevor und es gibt nur ein Rettungsschiff, das die Erde verlassen wird. Die 300.000 Plätze sind schon alle vergeben und viele versuchen auf illegalen Wegen, einen Platz zu ergattern. Ich hätte gerne noch mehr über die Situation der Menschen auf der Erde gelesen, doch das füllt wahrscheinlich eine eigene dystopische Trilogie und der Fokus dieser Geschichte liegt nun mal auf etwas anderem. Aber eigentlich ein gutes Zeichen, wenn ich gleich zu Beginn so fasziniert bin und mehr Details lesen möchte. Aber so wird „nur“ Mayas unmittelbare Umgebung beschrieben, die zusammen mit ihrer kleinen Schwester Lia ums Überleben kämpft. Maya würde alles tun, um sie zu beschützen, nachdem sie beide auf sich alleine gestellt sind, ohne ihre Eltern oder anderweitige Hilfe.
Maya ist eine der Protagonistinnen, die ich vom Fleck weg mag. Empathisch und mutig, loyal und bodenständig. Ich habe mich oft bei dem Gedanken ertappt, dass ich in vielen Situationen genauso wie sie reagiert oder gehandelt hätte, wobei ich an vielen Stellen ihr Mut nur bewundern konnte. Doch die Identifikation mit einer Figur macht es mir noch einfacher, ins Geschehen abzutauchen.
Schon die Ausgangssituation ist also spannungsgeladen, der Überlebenskampf, die Hoffnungslosigkeit und das Chaos auf der Erde. Doch als der Schauplatz wechselt und sich dort auf dem Starship ganz neue Dynamiken ergeben, konnte ich kaum mehr aufhören zu Lesen. Obwohl, neu sind die sich auf dem Schiff ergebenden Beziehungen eigentlich nicht, denn dort wo Menschen unterschiedlichster Schichten aufeinandertreffen, ergeben sich zwangsläufig Differenzen. Vor allem, wenn man wie Maya illegal auf dem Schiff ist und sie dadurch Opfer von Anfeindungen und Mobbing wird.
Es war unglaublich spannend, dem Alltag auf dem Starship zu folgen, von den Beschreibungen des Schiffs zu lesen, dem Aufbau und den einzelnen Dingen, die sich die Autorin für ein Leben im Weltall ausgedacht hat. Sei es die Kommunikation, die Luftzufuhr, die Transportmittel oder auch die Lebensmittelversorgung, Sarah Scheumer beschreibt sehr detailliert und schlüssig, wie sie sich ein Leben fernab unserer Erde vorstellt. Das mag ich mittlerweile so sehr an diesem Genre, die unendlichen Möglichkeiten und die Vorfreude darauf, wie Autor*innen die Zukunft sehen und gestalten, wie sie fremde Zivilisationen formen und wie sie die Raumfahrtthemen umsetzen.
Sarah Scheumer ist das alles sowas von gelungen, verpackt in einer Geschichte, die spannender nicht sein kann. Voller Konflikte, Probleme und Geheimnissen, voller technischer Details und aufregender Weltraumspaziergänge. Doch auch das Menschliche fehlt natürlich nicht, denn weit entfernt von unserer Heimat sind neben all dem Wissenschaftlichen und Technischen vor allem die Eigenschaften wichtig, die den Menschen ausmachen: Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft, Loyalität, Mut und die Fähigkeit, zu lieben, Freundschaften zu schließen und zusammenzuhalten. 5 Sterne.
Klappentext
Als die Erde vor ihrer Vernichtung durch Asteroiden steht, glaubt Maya, dass sie und ihre kleine Schwester unweigerlich sterben werden. Denn auf dem einzigen Rettungsschiff, das den Planeten verlassen wird, haben nur 300.000 Auserwählte Platz gefunden.
Doch in der Nacht vor dem Start der letzten Raketen zum Schiff ändern ein gestohlenes Chip-Implantat und die Begegnung mit einem rechtmäßigen Passagier alles für sie. Jordan hilft ihnen nicht nur, er hätte ohne sie auch seinen eigenen Platz auf dem Schiff nie in Anspruch genommen.
In der neuen Gesellschaft des Starships hat Maya als Illegale jedoch nicht nur mit der Missgunst einer privilegierten Oberschicht zu kämpfen. Es wird auch schnell deutlich, dass das Schiff für die bevorstehende Reise nicht so sicher gebaut wurde, wie die Passagiere es sich erhofft hatten – und dass sie in der Dunkelheit zwischen den Sternen womöglich nicht die einzigen Überlebenden sind.
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Bibliographie
Erschienen im Selbstverlag
Band 1 von 3
ET: 26.02.2021
Seiten: 751
ISBN: 9783748191537