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Interview mit Elin Bedelis, Autorin von ‚Pyria – Spiel im Schatten‘

Moni wird dir ja ein paar Fragen zu dir und deinem Weg zum Buch stellen. Ich greife dem ein bisschen vor und versuche, dir ein paar Infos zum Buch selbst zu entlocken.

‚Pyria‘ ist High Fantasy. Was macht dieses Genre für dich aus und was sind die High-Fantasy-Elemente in deinem Buch?

Ich halte mich ehrlich gesagt persönlich gar nicht so doll an Genreangaben fest. Es ist weniger so, dass ich mir irgendwann gedacht hätte: „Oh ja, High Fantasy, das klingt gut, das mag ich jetzt“. Seit ich ganz klein war, haben mich fremde Welten fasziniert. Spätestens mit der Tintenwelt war es um mich geschehen. Ich finde unsere Realität manchmal einfach so überwältigend, dass ich ihr entfliehen möchte, und der Gedanke, in eine Welt einzutauchen, die die Gesetze des Möglichen komplett umschreibt, war mir glaube ich schon immer unglaublich sympathisch. Das ist es, was das Genre für mich ausmacht: Die Möglichkeit, die Grenzen der eigenen Realität zurückzulassen und sich in einer gänzlich anderen wiederzufinden.

Ich war sofort vom Setting gefesselt, das durch das unglaublich schöne Cover zum Ausdruck gebracht wird. Hareth ist ein orientalisch orientierter Schauplatz, wie er in Büchern deutscher Autor*innen eher selten vorkommt. Was hat dich so daran fasziniert, den Trilogieauftakt dort spielen zu lassen?

Ganz am Anfang war Pyria als ein kurzer Einteiler gedacht … Das hat sich dann sehr schnell geändert, aber die beiden Nationen gab es von Anfang an. Ich wollte ja eine Geschichte schreiben, die die Protagonisten auf allen möglichen Wegen ins Ungewisse schickt. Sie wissen nicht, warum sie überhaupt unterwegs sind, wohin es geht, welche Wege sie einschlagen, wie sie damit umgehen sollen. Da war der Gedanke naheliegend, dass ihnen nicht nur die Zukunft ungewiss ist. Nur was für ein Land sollte das sein, das den gewohnt „europäischen“ Protagonisten so fremd sein könnte? Zu dem Zeitpunkt hatte ich mich gerade mit den Reisen Marco Polos beschäftigt, war darüber auf Dschingis Khan gestoßen und auf gruselige Weise fasziniert. Von da an wurde das ganze zum Selbstläufer und ich habe fröhlich aus allen möglichen Kulturkreisen Bräuche und Gesellschaftsgefüge, aber auch Geografie und Weltbilder zusammengetragen. So wurde Hareth mehr und mehr zu einem Wüstenkontinent und die orientalisch-arabischen Einflüsse hatten sich zu einem Selbstläufer entwickelt, sodass ich mir vieles auch einfach im Vibe zusammengedichtet habe. Es hat so Spaß gemacht, für alles einen ungewöhnlichen Twist zu finden und meine armen Dudies immer weiter in ein Netz aus fremden Einflüssen zu schicken. So eine gänzlich andere Kultur bietet so viele Möglichkeiten, Konvention aufzubrechen und trotzdem vertraute Elemente einfließen zu lassen. Kamele? Pah, Erimos sind der neue Shit! Gerade weil ein solcher Schauplatz so unüblich ist, war das wie durch unberührten Sand zu laufen. Ich konnte nach Lust und Laune eigene Stapfen machen, ohne aus Versehen das gleiche zu schreiben wie 300 andere Autor*innen vor mir.

Hareth und Cecilia sind sehr gegensätzliche Reiche, nicht nur im Umgang mit der Magie und den verschiedenen Glaubensrichtungen, sondern auch klimatisch. In welchem würdest du dir ein kleines Häuschen kaufen und warum?

Schwierige Frage. Ich persönlich bin eine furchtbare Frost(b)eule, da käme mir das warme Klima gelegen und die Harethi sind generell das tolerantere und freundlichere Volk. So ein Häuschen oben an den Klippen am Meer, wie Leéns Eltern es hatten, würde mir gefallen. Man könnte ab und an nach Om’falo reisen und ansonsten in der Wärme entspannen und die fortschrittlicheren Ansichten der Harethi genießen. Also würde es mich vermutlich nach Hareth ziehen. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass es mir dort gelegentlich ein bisschen too much wäre. Es würde sich vermutlich anfühlen wie endloser Urlaub und meine Familie und Freunde wären vermutlich eher aus Cecilia. Wie wäre es mit einem Ferienhaus in Hareth und sehr viel Urlaub?

Deine Geschichte lebt von den Charakteren, die ich alle auf ihre Art mag. Mehr oder weniger 😀 Aber mit welchem deiner Charaktere würdest du denn am liebsten einen lustigen Abend verbringen, z.B. um Karaoke zu singen?

„Lustig“ und „Karaoke“ grenzt das Feld schon ziemlich weit ein. Am besten verstehen würde ich mich glaube ich tatsächlich mit Gwyn. Ich finde ohnehin gelegentlich beim Lesen Züge einiger Freunde in ihm wieder. Außerdem ist er eindeutig am lockersten drauf, man läuft meistens nicht Gefahr, von ihm getötet zu werden und man könnte sich sicher super mit ihm unterhalten – und für irgendwelchen Unsinn wie Karaoke wäre er auch zu haben. Der würde mir vielleicht auch noch am ehesten verzeihen, wenn er erfährt, dass ich die Person bin, die ihnen das alles angetan hat.
Mein Liebling ist und bleibt allerdings der Messerdämon, aber … mit dem kann man keinen spaßigen Abend verbringen xD.

Oftmals finden sich Autor*innen ja in ihren Charakteren wieder. Gibt es einen Charakter, in den du am meisten von dir gesteckt hast?

Irgendwie haben sie natürlich fast alle kleine Züge, die ich auch an mir selbst beobachte. Emotional ist glaube ich viel einer jüngeren Elly in Leén gelandet. Zum Beispiel ihre verzweifelte Verbissenheit, sich als Teil der Gruppe fühlen zu wollen, obwohl sie insgeheim weiß, dass sie nicht dazugehören kann. Die Person, die mir am ähnlichsten ist und die auch schon einige Testleser als meine Schwester im Geiste benannt haben, kommt erst in Band zwei so richtig vor, aber das wäre ja ein Spoiler. Mich selbst aktiv in einen Charakter eingeflößt habe ich nicht. Sie haben vor allem Ängste, Zweifel und Unsicherheiten, die ich bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen kann. Vica ist ja zum Beispiel die Verkörperung der Selbstsabotage und versteckten Unsicherheit. Ich denke, dass das Gemütszustände sind, die – im Guten wie im Schlechten – die meisten von uns kennen.

Mir ist in Büchern die Rolle der Frau wichtig. Wie hast du deine weiblichen Charaktere dargestellt und wie ist die Rolle der Frau in den verschiedenen Kulturen Pyrias?

Ah ja, wo fange ich an? Ich für mich habe beim Schreiben keinen Unterschied zwischen Geschlechtern gemacht. Das war weniger eine bewusste Entscheidung als ein intuitiver Prozess. Interessanterweise sind die vier Erzähler „zufällig“ in zwei zu zwei ausgegangen und zusätzlich in sehr gegensätzlichen Rollen. Leén ist schon ein stereotypischeres Mädchen. Vica hingegen ist ziemlich das Gegenteil. Bei den Typen ist es ähnlich, mit den etwas „feminineren“ Gwyn und einem „männlichen“ Mico. Die Grenzen verschwimmen allerdings und ich schätze, dass das etwas Gutes ist. Ich habe meine Charaktere als Menschen, nicht als Geschlechter betrachtet und ich hoffe, dass ich damit gut gefahren bin.
Was das Frauenbild innerhalb Pyrias angeht, habe ich unterschiedliche Versionen je nach Kultur gewählt. Angelehnt an die Frühe Neuzeit unserer Realität hat Cecilia ein deutliches Patriarchat: Der König ist ein Mann – außer es geht nicht anders, weil es keinen männlichen Erben gibt (angeblich sollen die Götter sogar dafür gesorgt haben, dass es noch nie für längere Zeit eine Königin gab) – und er verheiratet seine Tochter gegen deren Willen lieber um die ganze Welt als zu riskieren, dass sie den Thron einnehmen kann. Allerdings bricht dieses Gefüge im Bienenstock auf. Da ist die Faust nicht schlechter als der Henker, da zählen Taten. In Hareth findet jetzt seit einiger Zeit ein Umdenken statt. Der zukünftige Sultan ist nach wie vor ein Mann, aber man hat über die vergangenen Jahrzehnte bereits große Schritte in Richtung Emanzipation gemacht: So können auch Frauen einen Harem haben (und nicht nur in einem sein) und jeden Beruf ergreifen, Ämter bekleiden und man bemüht sich im offiziellen Rahmen um die Gleichstellung, die in der Interaktion im Alltag längst eingezogen ist. Sie sind vielleicht sogar etwas weiter als wir, in vielen Belangen, aber das ist ein anderes Thema. Einzige Ausnahme sind die Stämme, die am Rand der Wüste leben, die sich auch nur mehr oder weniger dem Sultan unterordnen und ein arg antiquiertes Weltbild ganz nach dem Recht des Stärkeren pflegen.
Außerdem möchte ich noch die Insel Skîl erwähnen. Die kommt in Band 2 zur Sprache und dort leben hauptsächlich Zhaki in einem Matriarchat.

Du spielst einige Instrumente: Flöte, Gitarre und Klavier. Was denkst du, mit welchen Instrumenten würden deine Charaktere am liebsten musizieren? Oder ist vielleicht eine Figur total unmusikalisch? Das Wetzen von Messern ist übrigens keine Antwort, die ich gelten lasse!

Spontan habe ich gerade gedacht: Leén hat bestimmt in ihrer Jugend Cembalo oder Geige gespielt. Sie hat im Verlauf der Bücher nicht unbedingt Zugang zu Instrumenten, so ist das Thema nie aufgekommen. Die musikalischste Person ist definitiv Gwyn. Der hat ja eine Vergangenheit mit den Gauklern und hat dort auch Erfahrung mit ein paar erschwinglicheren Instrumenten sammeln können. Die hatten Flöten, Trommeln und vielleicht die ein oder anderen Laute oder Okarina im Gepäck. Sein liebstes Hobby war das nie, aber gemütliche Abende am Feuer mit Liedern und sogar dem ein oder anderen Shanty hat er immer genossen.
Machairi würde sicher komplexe Musik schätzen. Er wäre ein typischer Klassik-Liebhaber, denke ich. Gerade komplizierte Harmonien, klare Läufe und vielschichtiges Zusammenspiel würden ihm glaub ich zusagen. Überraschenderweise könnte ich mir sogar vorstellen, dass er ein Instrument hätte lernen wollen, es jetzt aber nicht mehr als Priorität betrachtet, weil der Nutzen in seinen Augen vermutlich gering ist. Ein sonderlich musischer Mensch ist er schließlich eher nicht.
Die Blinde mit dem ausgeprägten Gehörsinn schätzt die Melodie der Stille. Vielleicht könnte man sie mit einem sanften, leisen Saiteninstrument gewinnen, so lange die Töne nicht so hoch sind. Und natürlich unmusikalisch … ich meine Mico XD. Den hat man bestimmt in seiner Jugend versucht zu einem Instrument zu zwingen und er hat es gehasst. Er ist so dieses Kind, das von den Eltern jede Woche zum Klavier geschickt wird und das nicht einmal schlecht ist, aber keinen Funken Begeisterung dafür hat.

Du hast ihn ja schon auf deinem Instagramaccount als den „ultimativen Sidekick“ angepriesen, darum darf eine Frage zu Puki nicht fehlen. Hast du einen Puki in deinem Leben, vielleicht in Form einer weltbesten Freundin?

Nun, meine weltbeste Freundin nimmt ganz sicher häufig die Aufgaben eines Pukis an, wenn es beispielsweise darum geht, mich bei Verstand zu halten, aber sie ist mehr als ein Sidekick. Mir fallen einige Freunde ein, die potenziell Pukis Rolle einnehmen, aber eigentlich möchte ich keinen von ihnen zu meinem Anhängsel degradieren … Sidekick suggeriert ja doch ein Machtgefälle. Ich hätte sehr gern einen Hund. In einer idealen Zukunft lebe ich vom Schreiben und habe ein kleines Büro nicht weit von meiner Wohnung, mit großen Fenstern und Holzboden mit einem gemütlichen Schreibplatz und da nehme ich meinen kleinen Wauwau jeden Tag mit. Der wäre der ultimative Sidekick, aber FunFact: Ich durfte nie ein Haustier haben. Nicht mal ein Goldfisch war drin.

Wenn du dich entscheiden müsstest: Puki oder Eule?

Diese Antwort fällt mir schwerer, wenn Puki mich gerade von jenseits meiner Teetasse ansieht und seine Knopfaugen sagen „Du würdest dich doch niemals gegen mich entscheiden?“. Als Haustier wäre mir ein Puki lieber. Eulen sind – anders als Harry Potter und glauben machen will – quasi unmöglich als Haustiere zu halten und er ist sooo flauschig und kuschelig. Mein Seelentier bleibt allerdings die Eule und ich habe eine seltsame Beziehung zu Raubvögeln: Ich kann nicht aus dem Haus gehen, ohne einen zu sehen – das muss ein Zeichen sein.

Und nun die Frage, die mich am brennendsten interessiert: Wie würde ein Date mit Machairi aussehen (wenn man sich denn auf eines traut :-D)?

Zunächst muss man beachten, dass Machairi kein Typ für halbe Sachen ist und ein „casual Dating“ mit ihm damit quasi ausgeschlossen ist. Er ist außerdem nicht der Größte in Smalltalk und vielleicht ein klein bisschen zu sozial eingeschränkt, um sich für ein Date begeistern zu lassen. Die Frage ist also vermutlich weniger, ob man sich traut oder ob er einen lässt XD. Wenn das aber gegeben ist – der Messerdämon persönlich also GEFÜHLE entwickelt hat und bereit ist, die auch zuzulassen – dann gibt er sich mit Sicherheit Mühe. Das ist ein Kerl, der – trotz seiner scheinbaren Emotionslosigkeit – sehr gut darin ist, die Menschen um sich herum zu durchschauen, manchmal sogar mehr als die selbst. Ich stelle mir vor, dass er im Verborgenen alle Hebel in Bewegung setzen würde, um dir das perfekte Date zu bescheren, wie du es dir aus tiefster Seele wünschst und wenn du nicht weißt, was du dir wünschst, würdest du es dann erfahren. Es wäre bedeutungsvoll, intim, bis ins letzte Detail durchdacht und mit Sorgsamkeit vorbereitet und trotzdem nicht statisch – ehrlich. Bis zu einem gewissen Grad würde er vermutlich sogar die Zähne zusammenbeißen, wenn es ihm etwas abverlangt, was ihm gegen seine Prinzipien geht. Denn das Ding bei Machairi ist: Es ist nahezu unmöglich im Positiven hinter die Maske gelassen zu werden, aber wenn es einmal soweit ist, hat man ziemlich sicher den Jackpot gezogen. (Es gibt auf keinen Fall Szenen in meinem Kopf, in denen etwas derartiges passiert … niemals …)

Ich danke dir liebe Elly, dass du meine Fragen beantwortet hast und wünsche dir nun alles Gute beim Release von ‚Pyria‘!

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Schau doch auch mal auf Elins Instagramaccount und Homepage vorbei, dort findest du Hintergrundinfos zum Buch, Charakterzeichungen und viele Extras mehr!

Erschienen im Selbstverlag
Band 1 von 3
ET: 01.09.2021
Seiten: 733
ISBN: 9783754158692

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