J.C. Vogt: Anarchie Déco
(Werbung – Rezensionsexemplar)
‚Anarchie Déco‘ von J.C. Vogt ist etwas Besonderes für mich. Als erstes Buch, das wir im Buchclub ‚Zum Legendarium‘ gelesen haben, wird es mir immer in Erinnerung bleiben. Aber es bleibt mir auch als Geschichte mit tollen und queeren Charakteren in Erinnerung, mit einer einzigartigen Mischung aus Physik, Kunst und Magie. Leider bleibt es mir auch als ein Buch im Gedächtnis das so ganz anders war als erwartet, das zu viel wollte und dessen Magie ich nicht kapiert habe.
Manchmal passt es einfach nicht zwischen einem Buch und mir. Das muss aber nicht nur an der Geschichte liegen, auch ich bin ab und an eine Leserin, deren Gedanken abschweifen und die sich nicht so auf ein Buch konzentrieren kann wie sie das gerne täte. Und ‚Anarchie Déco‘ hat es mir in der Hinsicht echt nicht leicht gemacht. Nach einem tollen Start in die Geschichte verliert sie sich ein bisschen in Ermittlungsarbeit. Das kann Spaß machen und fesseln, hier war es eher langwierig. Der Plot kam nicht recht vorwärts und es wurden so viele andere Schauplätze und Themen bedient, ich konnte gar keinen richtigen Fokus erkennen. Die Themen, die das Ehepaar Vogt hier einbaut, sind definitiv wichtig und erwähnenswert: Diskriminierung, Sexismus, Antisemitismus, Nationalsozialismus und und und. Für mich aber fast ein bisschen zu viel. Das mag zu dieser Zeit Alltag gewesen sein, aber vielleicht hätte dem Buch hier und da ein bisschen mehr Ruhe und Zeit für Details gut getan. Oder ein –ismus weniger. Das ist jedoch nur mein persönliches Empfinden und kann für andere Leser*innen genau das sein, was sie suchen.
Manchmal ist das zerstückelte Lesen eines Buchs auch nicht optimal, vor allem, weil hier viele Details wichtig sind, die ich eventuell eine Woche später einfach nicht mehr im Gedächtnis hatte. Es konnte mich auch wieder mehr mitreißen, als ich die Abschnitte des Buchclubs innerhalb von ein bis zwei Tagen gelesen hatte. ‚Anarchie Déco‘ ist einfach ein Buch, das die volle Aufmerksamkeit braucht . Diese konnte ich der Geschichte aber leider zu oft nicht geben. Aus den Gründen, die ich oben geschildert habe. Denn wenn mich eine Geschichte nicht so gut abholen kann, bin ich einfach unkonzentriert und schweife leicht ab.
Hinzu kommt eine oft recht umständliche Ausdrucksweise und ab und an ein Satzbau, der einfach nicht so rund klingt. Andererseits hauen die Autor*innen dann wieder Sätze raus, die so klug sind und derart pointiert die Stimmung einfangen.. Herrlich!
Ein weiteres Problem war meine Erwartungshaltung, denn ich hatte mit mehr Magie gerechnet. Diese kam ziemlich kurz, dafür stand Politisches im Vordergrund und die Ermittlungsarbeit zu den Mordfällen. Sowas mag ich eigentlich schon, habe es aber noch nie in einem derart anspruchsvollen Kontext gelesen. Und als es dann magisch wurde, habe ich die Funktionsweisen nicht verstanden. Zu physikalisch, zu wenig vertraut. Ich hatte halt auch irgendwann keine Lust mehr, jedes Gerät zu googeln, um einen Versuchsaufbau nachvollziehen zu können. Wobei „nachvollziehen“ hier zu hoch gegriffen ist, mir hätte schon gereicht vor meinem inneren Auge zu sehen, was passiert.
Doch genug von den Sachen, die mir nicht so gefallen haben. Denn natürlich mochte ich am Buch auch einiges. Die Figuren, sehr vielschichtig und mit einem hohen Wiedererkennungswert. Die Beziehung zwischen Protagonistin Nike und ihrer Mutter, die ich anfangs völlig falsch eingeschätzt hatte. Der Generationenkonflikt, die Vorwürfe, aber auch die Liebe zwischen Mutter und Tochter. Die LQBTQIA+-Repräsentation in der Geschichte, ohne die Möglichkeit des heutigen Wortschatzes, einzig durch Erklärungen und Gedanken der Figuren. Der Fokus auf Architektur und Kunst, der, wie ich finde, ziemlich einzigartig ist auf dem deutschen Buchmarkt. 3 Sterne.
Klappentext
Babylon Berlin mit Magie: ein historischer Fantasy-Roman aus der Weimarer Republik.
Das Leben im Berlin der Zwanzigerjahre gleicht einem Tanz auf dem Vulkan. Zumal sich die Magie auf der Straße und im Nachtleben breitmacht. Eine Frau verschwindet und taucht wenig später als Steinstatue wieder auf. Nazis machen mit einem aus dem Nichts beschworenen Adler Jagd auf politische Gegner, und selbst das Varieté fügt den ohnehin schon abgefahrenen Nummern ein paar übernatürliche hinzu. Sogar der Reichstag berät über die Möglichkeit einer Wiederbewaffnung mit magischen Mitteln.
Die junge Physikerin Nike Wehner arbeitet nicht nur wissenschaftlich daran, das neue Phänomen zu verstehen, sondern hilft auch der Berliner Polizei bei der Aufklärung magischer Verbrechen. Zur Seite stehen ihr der Bildhauer Sandor Černý und der kurz vor der Pension stehende Kommissar Seidel. Zusammen bilden sie die erste Spezialeinheit einer neuen Magiepolizei.
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Bibliographie
Fischer TOR
Einzelband
Autor*in: J.C. Vogt
ET: 25.08.2021
Seiten: 480
ISBN: 9783596002214
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