
Sarah Winman: Das Fenster zur Welt
(Werbung – Rezensionsexemplar)
Ich lese selten historische Romane, umso mehr freut es mich, dass ‚Das Fenster zur Welt‘ von Sarah Winman, übersetzt von Elina Baumbach, eine Geschichte war, die mich total begeistern konnte.
Ich muss zugeben, dass mich zuerst das tolle Cover angesprochen hat, dann erst der Klappentext, der eine unglaublich intensive Erzählung verspricht. Und die habe ich auch bekommen.
‚Das Fenster zur Welt‘ ist für mich hauptsächlich eine Geschichte über Freundschaft. Über lebenslange Freundschaft, die Zeit und Raum überdauert. Es ist eine Geschichte über die Liebe zur Kunst. Und zu Florenz, das größtenteils Schauplatz ist.
Was mich allerdings erstaunt hat: dass die im Klappentext beschriebene Freundschaft zwischen Ulysses und Evelyn wenig Raum einnimmt und eher in Erinnerungen besteht, als in tatsächlichen Begegnungen. Warum es dann doch um Freundschaft geht? Ulysses, der nach dem Krieg wieder in seine Heimat London zurückkehrt, bekommt ein Erbe vermacht, das sein Leben verändern wird: ein Haus in Florenz. Er, den Italien nie losgelassen hat, entscheidet sich kurzerhand, seine Zelte in London abzubrechen und Florenz zu seiner Heimat zu machen. Begleitet wird er dabei von der Tochter seiner großen Liebe, einem alten Freund – und einem Papagei. Ulysses Haus in Florenz wird zum Dreh- und Angelpunkt der Geschichte und hat für mich so richtig den italienischen Flair eingefangen: Ein offenes Haus, für alle, die auf der Suche nach Freundschaften sind, die Trost brauchen, Ablenkung oder eine Auszeit vom Leben. Ich liebe Winmans Beschreibungen des Nachkriegs-Florenz, der Gebäude, der Kunst. Ich war selbst schon dort und möchte nun unbedingt wieder an diesen Ort, der so reich an Geschichte ist. Doch noch mehr als die Beschreibungen dieser wunderschönen Stadt hat mich die Atmosphäre der so intensiven zwischenmenschlichen Beziehungen gepackt, der Loyalität untereinander und des immerwährenden Füreinanderdaseins. Freundschaft über einen ganzen Kontinent hinweg, denn die Reise zwischen Florenz und Rom war vor sechzig, siebzig Jahren noch nicht ganz so einfach wie heute. Über allem schwebt Ulysses‘ Erinnerung an seine Begegnung mit Evelyn, die sein Leben verändert hat und ihn zu dem gemacht hat, das er heute ist.
Während der Jahre begleiten wir hauptsächlich Ulysses in seinem Umfeld, Evelyn bekommt jedoch nochmal kurz vor Schluss ein eigenes Kapitel. Das hatte aber leider wenig Mehrwert für mich und wurde zu schnell abgehandelt. Das hätte sich Winman sparen können. Doch selbst der etwas unglückliche Abschluss tut meiner Liebe zur Geschichte keinen Abbruch.
Ich empfehle ‚Das Fenster zur Welt‘ all jenen, die einen packenden, intensiven und atmosphärischen historischen Roman lesen möchten, in dem Freundschaft in allen Facetten die Größte aller Rollen spielt. Die gerne über (Kunst-) Geschichte lesen und in die zumindest gedanklich in die trubeligen Gassen Florenz‘ abtauchen möchten. 5 Sterne!
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Ulysses und Evelyn begegnen sich in einem italienischen Weinkeller und sprechen über Kunst und das Leben, zu einem Zeitpunkt, an dem die Schönheit in der Welt nicht leicht zu finden ist. Diese Begegnung knüpft zwischen ihnen ein lebenslanges Band der Freundschaft. Von den sonnenbeschienenen Hügeln der Toskana bis hin zum Londoner East End ist »Das Fenster zur Welt« ein lebensbejahender Roman über Schicksal, Liebe und Familie.
Er ist ein junger britischer Soldat, sie ist eine sechzigjährige Kunsthistorikerin, die ihre geliebten Gemälde vor den Bomben des zweiten Weltkriegs bewahren will. Ein einziger Abend eröffnet Ulysses eine Sichtweise auf die Welt, die ihn für immer verändert. Nach dem Krieg kehrt er aus Florenz in seine Heimat London zurück, zu den alten Bekannten, die sich täglich in Col’s Pub treffen. Dort wartet auch Peg, die Liebe seines Lebens, die ihr Herz aber an einen amerikanischen Soldaten verloren hat. Ulysses hofft auf einen Neuanfang. Da ihn seine Jahre in Italien nie loslassen, bricht er in ein ungewisses Abenteuer auf: ein Leben in Florenz. Im Gepäck hat er nicht nur Pegs Tochter Alys, sondern auch den alten Cress und den Papagei Claude. Sarah Winman hat einen warmherzigen, atmosphärischen Roman über Freundschaft und Schönheit geschrieben und darüber, dass es nie zu spät für einen Neubeginn ist, auch wenn man sich selbst dafür zu alt fühlt.
Erschienen bei Klett-Cotta
Einzelband
Autor*in: Sarah Winman
Übersetzt von Elina Baumbach
ET: 20.04.2024
Seiten: 528
ISBN: 978-3-608-96606-0
Eine Bestellmöglichkeit und einen Blick ins Buch gibt’s hier
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