Lee Young-do: Der träumende Krieger (Die Legende vom Tränenvogel 2)
(Werbung – Rezensionsexemplar)
Halbzeit bei der koreanischen Fantasyreihe ‚Die Legende vom Tränenvogel‘. Mit ‚Der träumende Krieger‘ von Lee Young-do, übersetzt von Sun Young Yun, Philipp Haas und Alexandra Schiefert, geht die Geschichte aus dem ersten Band nahtlos weiter. Ich hatte ein bisschen Bedenken, dass das Niveau des Auftaktbands nicht gehalten werden könnte – ich hätte mir keine Sorgen machen müssen.
Wahrscheinlich war mein Start in Band zwei so außerordentlich gut, weil der erste noch nicht so lange her war und relativ frisch in meinem Gedächtnis. Normalerweise brauche ich immer ein paar Seiten, um mich zu orientieren. Und ausgerechnet hier, in dieser fremden Welt, mit den Wesen, die so anders sind als in der westlichen High Fantasy, war ich vom Fleck weg wieder drin. Wusste sofort, wer wer ist, was passiert war und wo wir uns momentan befinden. Das war herrlich!
Young-do hat weiterhin eine etwas distanzierte Art zu erzählen, aber ich komme super zurecht damit. Ich finde den Stil so eingängig, hundert Seiten vergehen wie im Flug. Das liegt natürlich auch an der Story selbst, die zwar nicht so viele Schauplatzwechsel wie im ersten Band vorzuweisen hat, aber dafür umso interessantere Orte: Eine Zollstation, die angegriffen wird, aber deren Wächter darauf beharren, dass jeder seine Straßenbenutzungsgebühren bezahlt. Der Tempel, der das Ziel der Mission ist. Und Hatengrazu, wo das Schicksal aller entschieden wird. Doch selbst bei nur wenigen Schauplätzen gibt es viele Infos zur Welt, ihrer Geschichte und ihrer Bewohner. Das gefiel mir total – obwohl bezüglich Details zu den Völkern der Lekon und Dokebi definitiv noch Luft nach oben ist. Der Weltenbau ist trotzdem die Deluxeversion eines Worldbuildings. Dazu kommt ein sehr feiner Humor, der nie zu viel ist, sondern immer wohl platziert und auflockernd. Das Erzähltempo ist grundsätzlich sehr langsam, aber die Ausgewogenheit von ruhigen Passagen und Actionszenen ist für mich genau richtig.
Die Figuren, so fremd sie mir in Teil 1 zu Beginn waren, sind mittlerweile altbekannt. Seien es die Menschen (so gewöhnlich!), der Lekon, der Dokebi, die Nagas oder die Duokxinis. Alle Charaktere sind so toll ausgearbeitet und unverwechselbar. Ich bin immer noch fasziniert von der Vielfalt der Völker, wenn auch manchmal etwas abgeschreckt von den teilweise ungewöhnlichen Lebensweisen. Das Cover von Band 1 zieren übrigens die Nagas Ryun und Samo, Band 2 den Lekon Tinahan, Band 3 den Dokebi Bihyung und Band 4 den Menschen Kaygon. Dieses Wissen hat mir vor allem beim Lesen des Reihenauftakts sehr geholfen, die Figuren ihren jeweiligen Völkern zuordnen zu können.
Die Mission aus dem ersten Band ist eigentlich abgeschlossen, aber die Figuren erwarten einige Überraschungen. Young-do hat hier sehr geschickt Plottwists eingebaut, die sich gewaschen haben. Ich konnte davon nichts erahnen, fand die Wendungen deswegen noch einschneidender. Und ungemein spannend!
Nach einer so fesselnden und kurzweiligen Fortsetzung kann ich den dritten und vorletzten Band kaum erwarten. Der Cliffhanger ist nicht allzu böse, aber da sich einige Wendungen ergeben haben, bin ich voller Vorfreude darauf, wie alles weitergeführt wird. 5 Sterne!
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Klappentext zum Reihenauftakt ‚Das Blut der Herzlosen‘:
In einem einsamen Gasthaus am Rand der Punten-Wüste treffen drei Gestalten aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Der Lekon Tinahan ist ein mächtiger Krieger mit dem Kopf eines Hahns. Bihyung ist ein Dokebi, ein Feuerwesen, immer zu Scherzen aufgelegt. Und Kaygon Draka ist ein Mensch, der das legendäre Schwert eines Königs trägt und ein düsteres Geheimnis verbirgt. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg ins Reich der Nagas, schuppigen Gedankenlesern, die verborgen im Dschungel von Kiboren leben und sich die Herzen herausschneiden, um unsterblich zu werden. Sie folgen dem Ruf einer uralten Prophezeiung – doch kann ein Wesen ohne Herz wirklich der Retter der Welt sein?
Magisch, fesselnd und atemberaubend spannend – der Auftakt zu einer epischen Fantasy-Serie vom koreanischen Genre-Großmeister!
Erschienen bei Heyne
Band 2 von 4
Autor*in: Lee Young-d
Aus dem Koreanischen übersetzt von Sun Young Yun, Philipp Haas und Alexandra Schiefert
ET: 10.07.2024
Seiten: 624
ISBN: 978-3-453-27462-4
Eine Bestellmöglichkeit und einen Blick ins Buch gibt’s hier