Rezensionen

Monika Kim: Das Beste sind die Augen

(Werbung – Rezensionsexemplar)

Selten habe ich im Familien- und Freundeskreis so oft mein aktuelles Buch angesprochen. Und nie wollten die Leute weniger hören, worum es in ‚Das Beste sind die Augen‘ von Monika Kim, übersetzt von Jasmin Humburg, geht. Die grafischen Beschreibungen der Augen, deren Geschmack und wie sie im Mund zerplatzen.. Man kann es verstehen, warum so wenige von meinem aktuellen Buch erzählt bekommen wollten.

Doch Kims Debüt ist mehr als nur Body Horror, es ist Gesellschaftskritik, es ist ein Einblick in das Leben einer koreanischen Einwanderfamilie in Kalifornien und es ist die Geschichte einer jungen Frau, die eine morbide Faszination, ja, eine Obsession entwickelt, die Ausdruck dessen ist, was sie erleben musste.
Ji-wons Vater hat ihre Mutter verlassen und damit auch sie und ihre Schwester. Ji-wons Mutter kann damit überhaupt nicht umgehen, hat sie die patriarchalen Strukturen doch verinnerlicht und ihr ganzes Leben ihrem Ehemann gewidmet. Schließlich lernt sie jedoch einen weißen Mann kennen, bei dem schnell klar wird, dass er Asiatinnen fetischisiert und ihre Kulturen verhöhnt. Er glaubt sich als Mittelpunkt der Welt, ist laut, ignorant und als Ji-won ihn auch noch anzüglich über ihre Schwester reden hört, verändert sich etwas in ihr. Begonnen hat es mit seltsamen Träumen über blaue Augen, so wie ER sie hat. So schön blau und intensiv. Und dieser Hunger.. Letzterer kam mir in der Geschichte tatsächlich zu abrupt. Selbst wenn Ji-won als eine Protagonistin dargestellt wird, die sich auch gegenüber ihren früheren Freundinnen manipulativ verhalten hat, die neidisch auf sie war und deren Freundschaften sabotiert hat, kam der Punkt, einen Heißhunger auf Augen zu entwickeln und diesen dann auch zu stillen, sehr plötzlich. Natürlich war fast klar, dass es passieren würde. Aber die Entwicklung dahin ging mir zu schnell.
Sehr schön fand ich die Darstellung von Ji-wons Familie, die Apathie der Mutter und im Gegensatz dazu die unbändige Freude über das Kennenlernen eines neuen Mannes und die Hilflosigkeit Ji-wons darüber, dass sie keine Kontrolle mehr über die Dinge hat. Und vor allem die schöne Beziehung Ji-wons zu ihrer Schwester, die von Loyalität und bedingungsloser Liebe geprägt ist. Dagegen hätten die Nebencharaktere noch tiefgehender gestaltet sein können, allen voran Geoffrey und Alexis, die zwar schon wichtige Rollen spielen, aber doch wenig Raum einnehmen.
Die Geschichte hallt nach, auch wenn manche Szenen nicht für jeden Magen geeignet sind und ich einen Punkt am Ende für völlig irrelevant halte – oder ich habe ihn nicht verstanden. Nichtsdestotrotz möchte ich betonen, dass die Horrorelemente nicht davon ablenken sollten, dass die Story Feminismus und Alltagsrassismus spannend umsetzt und dabei Gesellschaftskritik übt. Vor allem bzgl. des Yellow Fevers, das in der westlichen Welt weit verbreitet ist und den Stereotyp der asiatischen Frau symbolisiert. Und zwar so, wie weiße Männer sie sich wünschen: schüchtern, still, aber doch offen für alles. 4 Sterne.

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Feministischer Horror trifft auf gesellschaftskritischen Nervenkitzel

Monika Kims Sunday Times-Bestseller ist ein fesselnder feministischer Horrorroman über Wut, Obsession und die Grenzen der Moral.

Nach der Trennung ihrer Eltern gerät Jiwons Leben ins Chaos – und der neue, selbstgefällige weiße Freund ihrer Mutter macht alles nur schlimmer, indem er sie und ihre Schwester fetischisiert und ihre Kultur verhöhnt. Jiwons Gedanken werden immer radikaler. Wie weit wird sie gehen, um ihre Familie zu retten?

  • Good for her? – Eine schockierende weibliche Rachegeschichte
  • Female Rage & Horror – Die blutige Geburt einer Serienmörderin


Ein Debüt, das Grenzen sprengt: Monika Kim verbindet gesellschaftliche Themen mit Gänsehaut-Horror

Erschienen bei kiwi sphere
Einzelband
Autor*in: Monika Kim
Übersetzt von Jasmin Humburg
ET: 03.07.2025
Seiten: 352
ISBN: 978-3-462-00998-9

Eine Bestellmöglichkeit und einen Blick ins Buch gibt’s hier

2 Kommentare

  • Anna

    Hallo,

    ich habe das Buch gerade beendet und würde gerne wissen, welchen Punkt am Ende du für irrelevant hältst. Bin neugierig.

    Viele Grüße
    Anna

    • Steffi

      Hallo Anna,

      ich fand ihre Diagnose völlig sinnlos. Also dem Plot hat es nichts gebracht. Anfangs könnte man ja noch denken, dass der Tumor für ihre, nennen wir es, Gelüste, verantwortlich gemacht wird. Aber nope. Das gefiel mir persönlich einfach nicht.

      Viele Grüße
      Steffi

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