Rezensionen

Kiersten White: Das Dunkle in mir

(Werbung – Rezensionsexemplar)

Achtung, Achtung, hier kommt eine Durchsage: ‚Das Dunkle in mir‘ von Kiersten White, übersetzt von Helga Parmiter, ist keine Romantasy, selbst wenn das Cover eine solche Richtung suggeriert. Es ist historische Fantasy mit einer alternativen Geschichtsschreibung: Was wäre passiert, wäre Vlad III.  eine Frau gewesen? Weiterhin möchte ich darauf hinweisen, dass dies eine begeisterte Rezension sein wird. Durchsage beendet.

Kennst du das, wenn du auf den ersten Seiten eines Buches merkst, dass diese Geschichte etwas ganz Großes werden könnte? Wenn du hohe Erwartungen hast und diese sogar noch übertroffen werden könnten? Selten genug komme ich in eine Situation, umso mehr freut es mich, hier ein absolutes Lieblingsbuch gefunden zu haben.
Das liegt zum einen am Setting und zum anderen an den Figuren. Und natürlich am Plot.
Die Geschichte startet in der Walachei, die Heimat von Protagonistin Lada. Doch recht schnell befinden wir uns im Osmanischen Reich, das sich zum Zeitpunkt des Romans über die heutige Türkei und Teile Südosteuropas erstreckt. Ein für mich sehr interessantes Setting, das der Geschichte tatsächlich einen Hauch von ‚Was wäre wenn‘ gibt. Ich finde diese Zeit sehr faszinierend und freue mich, Einblicke in diese zu bekommen. Ich habe nebenher viel recherchiert und gelesen und werde definitiv auch nach andern Büchern suchen, die zur Zeit dieses Weltreiches spielen. Am liebsten natürlich nicht von US-amerikanischen, weißen Autor*innen geschrieben.
Die Personen, die White in ihrem Trilogieauftakt beschreibt, haben bis auf Lada alle existiert. Ihre Geschichte jedoch hat sie umgeschrieben. Lada selbst ist unangepasst und kämpferisch, fast könnte man sie als Feministin bezeichnen – wäre da nicht ihr Stolz und ihr Streben danach, Männer zu beeindrucken. Außerdem mag sie Frauen nicht sonderlich, sie sind ihr zu schwach. Es überrascht nicht, dass Lada nicht wirklich sympathisch ist, aber ich mag ihren Charakter trotzdem. Sie wirkt sehr authentisch und ist wegen ihrer eigenständigen Art ungemein interessant. Und sie hat durch ihr Auftreten schon auch eine gewisse Macht über manche Menschen, die sie ziemlich manipulativ einzusetzen weiß. Lada könnte fast die Bösewichtin der Geschichte sein, doch auch mich hat sie mit ihrer Art ziemlich gefesselt. Deshalb würde ich nicht so weit gehen, sie als die ‚Villain‘ zu bezeichnen, zumal sie nicht aktiv gegen Jemanden arbeitet. Sondern nur für sich und ihren Bruder.
Eben diesen Bruder habe ich anfangs tatsächlich ein bisschen unterschätzt. Radu steht immer im Schatten seiner Schwester, ist zu wehleidig und obendrein zu hübsch, um ernst genommen zu werden. Doch seine Schönheit öffnet ihm alle Türen und Tore und irgendwann weiß er dieses Vertrauen, dass ihm automatisch entgegengebracht wird, geschickt einzusetzen. Er ist die tragische Figur der Geschichte, da er in Whites Erzählung einer hoffnungslosen Liebe folgt – ganz im Gegensatz zur historischen Kontroverse.
Der Plot selbst ist die Krönung des ganzen Romans. Intensiv und episch, detailliert und sich die Zeit nehmend, die die Geschichte braucht. Dabei startet die Erzählung in der Kindheit von Lada und Radu, geht über ihre Reise ins Osmanische Reich bis hin zu einem schicksalsvollen Treffen mit einem jungen Mann, der ihr beider Schicksal sein wird. Selbst wenn der Auftakt alles für den Folgeband bereitet, fand ich ihn keine Sekunde zu langwierig oder zu ausschweifend. Ich habe jede Seite genossen und kann es kaum erwarten, weiterzulesen. 5 Sterne!

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VON EINER PRINZESSIN ERWARTET NIEMAND, DASS SIE BRUTAL IST …

… und genau das spielt Lada Dragwyla in die Hände. Seit sie und ihr sanftmütiger jüngerer Bruder Radu aus ihrer walachischen Heimat gerissen und von ihrem Vater verlassen wurden, um am osmanischen Hof aufzuwachsen, weiß die Prinzessin, dass Rücksichtslosigkeit der Schlüssel zum Überleben ist. Sie und Radu sind dazu verdammt, Schachfiguren in einem bösen Spiel zu sein, in dem ein unsichtbares Schwert über jeder ihrer Bewegungen schwebt. Denn die Abstammung, die sie zu etwas Besonderem macht, macht sie gleichzeitig auch zur Zielscheibe. Lada hegt nichts als Verachtung für die Osmanen und plant ihre Rache für den Tag, an dem sie in die Walachei zurückkehren und ihr Geburtsrecht einfordern kann. Radu hingegen sehnt sich nur nach einem Ort, an dem er sich sicher fühlen kann. Und als sie Mehmed begegnen, dem so trotzigen wie einsamen Sohn des Sultans, der ein ganzes Land regieren soll, hat Radu das Gefühl, einen wahren Freund gefunden zu haben – und Lada fragt sich, ob sie endlich jemanden gefunden hat, der ihrer Leidenschaft würdig ist. Doch Mehmed ist der Erbe genau des Reiches, das Lada zu bekämpfen geschworen hat – und das Radu nun als seine Heimat betrachtet. Zusammen bilden Lada, Radu und Mehmed ein toxisches Dreieck, das die Bande der Liebe und Loyalität bis zum Zerreißen strapaziert.

Erschienen bei Panini
Band 1 von 3
Autor*in: Kiersten White
Übersetzt von Helga Parmiter
ET: 19.03.2024
Seiten: 528
ISBN:  9783833244834

Eine Bestellmöglichkeit und einen Blick ins Buch gibt’s hier

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