Rezensionen

Elin Bedelis: Nebelgeborene – Sonnenflügel und Geschwisterbande

(Werbung – Rezensionsexemplar)

Elin Bedelis ist wieder da! Nach ihrer High-Fantasy-Trilogie ‚Pyria‘, die ich von der ersten bis zur letzten der insgesamt 2500 Seiten geliebt habe, erscheint nun mit ‚Nebelgeborene – Sonnenflügel und Geschwisterbande‘ ein neuer Reihenauftakt, dieses Mal für eine Dilogie.

Im industriellen Zeitalter angesiedelt, voller Dampfmaschinen, Erfindungen und technologischem Fortschritt, lässt Bedelis ihre Figuren so manches Abenteuer erleben. Habe ich es etwas wieder gemocht? Oh ja!

Das liegt zum einen am Setting, bei dem sich die Autorin von Lübeck hat inspirieren lassen. Die Stadt Warlsen profitiert von den Errungenschaften der Maschinen und was damit erreicht werden kann.  Doch die Arbeit an und mit diesen wird nicht von den Handelsfamilien oder dem Adel verrichtet, sondern von den Menschen, die abseits der Pracht in den Gassen und Winkeln der Stadt wohnen, geprägt von Hunger und Dreck. Doch eines ist allen gleich: In der von Nebel umwobenen Stadt erreicht kein Sonnenlicht je den Boden. Bedelis beschreibt ihren von Industrialisierung geprägten Schauplatz sehr bildhaft, ohne sich in Details zu verlieren, liefert den perfekten Rahmen für ihre Geschichte und lässt darin die Maschinen zum Leben erwachen: Zahnräder, Seile, Mechanik, Dampf. Was man sich halt so vorstellt, wenn man ‚Steampunk‘ hört. Der dauernde Nebel schafft dabei eine ganz besondere Atmosphäre, die das harte Leben der Menschen in den Hinterhöfen und Gassen nochmal unterstreicht.

Zum anderen liegt es an den Figuren, die so vielschichtig und lebendig sind wie gewohnt. Protagonistin Thena sticht als pflichtbewusste Schwester gegenüber ihrem jüngeren Bruder Ykar heraus und nimmt eine Elternrolle ein. Sie selbst ist versehrt und auf eine Beinprothese angewiesen. Doch sie sieht gar nicht ein, dass sie durch diese Einschränkung irgendetwas nicht erreichen könnte. Sie ist eine sehr starke Figur und Bedelis ist meist sehr sensibel mit ihrer Versehrtheit umgegangen. Daneben hat Ykar selbst ein klein bisschen mein Herz gestohlen. Er ist ein Träumer und zu Unrecht als schwach und feige beschimpft. Denn die Stärke von Menschen liegt natürlich nicht ausschließlich in einem kraftvollen Körper. Er ist neugierig und wissbegierig, sehr klug und kehrt genau dann seinem introvertierten Ich den Rücken zu, sobald er an einer Maschine arbeiten kann. Ich mag die Dynamik zwischen den Geschwistern sehr, da sie ist so von Liebe geprägt, aber die Beziehung nicht vor Kabbeleien oder aufrichtigen Verwünschungen gefeit ist.
Doch auch die Nebencharaktere sind sehr interessant und greifbar. So zum Beispiel Priam, der aus dem Nichts auftaucht und sich sehr geheimnisvoll gibt, offenkundig wohlhabend, aber trotzdem (vielleicht?) vertrauenswürdig. Oder Cytia, die Prinzessin des Landes, welche auf der Suche nach ihrer verschwundenen Mutter ist und mit dieser Situation und den Regierungsgeschäften vollkommen überfordert. Und dann noch Magnus, einem charmanten und eloquenten Redner, der versucht, seinen Glauben den Menschen in Warlsen näherzubringen. Ja, Figuren schreiben, das kann die Autorin.
Dazu kommt noch eine geheimnisvolle Flugmaschine, die vom Himmel stürzt. Wo kommt sie her? Wer besitzt diese Art der Technologie schon? Das verschuldete Land Niliak selbst ist noch nicht so weit, die Lüfte zu erobern. Womöglich aber der Nachbarstaat Solskin, mit dem Niliak seit Jahren in einem stillen Krieg liegt? Hier beginnt die Geschichte und liefert den Ausgangspunkt für einen spannenden Wettlauf verschiedener Gruppierungen um das Geheimnis des Fliegens.
Bedelis verwebt dabei gekonnt Politik und Religion mit Technik, dem Fortschritt und der Veränderung, die eine Industrialisierungsgesellschaft durchläuft. Alte Götter und Ideale werden überflüssig, es eröffnen sich neue Möglichkeiten und Chancen.
Mir hat diese Mischung unglaublich gut gefallen und ich freue mich schon auf das Dilogiefinale. Ich möchte die Geschichte all jenen empfehlen, die steampunkmäßige High Fantasy mögen, ein tolles Worldbuilding, lebendige Charaktere, Technik (aber nicht allzu viel) und die keine Romance brauchen, um so richtig abtauchen zu können. 5 Sterne.

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Denker und Tüftler haben in den rattenzerfressenen Hinterhöfen von Warlsen noch nie lange überlebt. Den unmöglichen Traum vom Fliegen träumt Ykar darum nur leise – er gilt schließlich ohnehin als Schwächling. Doch dann beobachtet er das Unmögliche: Eine bemannte Flugmaschine fällt vom Himmel und beweist damit, dass die Dampfmaschine viel mehr kann, als nur die Fabriken zu betreiben. Doch wie soll er mehr darüber herausfinden, wenn seine Schwester Thena gefährliche Freundschaften schließt, ein charismatischer Prediger zweifelhafte Ziele verfolgt und die politischen Intrigen sich zu einem Krieg zusammenbrauen? Als dann auch noch eine laufende Festung die Stadt zu vernichten droht, schweben die Geschwister in ungeahnter Gefahr. Ihre einzige Hoffnung hängt an der Frage, ob Geschwisterbande stärker sind als Selbstsucht.

Erschienen im Selbstverlag
Band 1 von 2
Autor*in: Elin Bedelis
ET: 22.03.2024
Seiten: 480
ISBN:  978-3-9894227-3-5

Eine Bestellmöglichkeit und einen Blick ins Buch gibt’s hier

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