Rezensionen

Madeline Claire Franklin: The Wilderness of Girls

(Werbung – Rezensionsexemplar)

Ich hätte so viel zu ‚The Wilderness of Girls‘ von Madeline Claire Franklin, übersetzt von Maren Illinger, zu sagen, doch irgendwie finde ich die Worte dazu nicht. Es ist eine Geschichte, die man gelesen haben muss, um ihre Kraft und Ausstrahlung zu erfassen.
Schon der Anfang ist dabei bezeichnend und zeigt, in welche Richtung wir uns bewegen. Eden wächst in einer Familie auf, die keineswegs von Liebe geprägt ist. Ihr Vater ignoriert sie, ihre Stiefmutter hält sie dauerhaft auf Diät, erlaubt ihr nur bestimmte Mengen an Kalorien und lässt sie Wein trinken, um ihren Appetit zu zügeln. Alles nur, um schlank zu bleiben, ganz egal, ob Eden deshalb dauerhaft Hunger hat oder nicht. Ihr Stiefbruder, der mittlerweile im Ausland studiert, scheint der einzige zu sein, der sie liebt und beschützt.. Als Eden jedoch im Wald auf vier Mädchen trifft, die offenbar von Wölfen groß gezogen wurden, ändert sich ihr Leben und ihre Sichtweise darauf grundlegend.
Die Wildheit der Mädchen kann als Metapher für die Wildheit verstanden werden, die in jeder Frau schlummert. Das Streben nach Freiheit, nach Selbstverwirklichung, nach Erfolg, Liebe und Geborgenheit. Und wie eine von Männern und patriarchalischen Strukturen durchdrungene Gesellschaft versucht, Frauen diese Wildheit zu nehmen, sie zu zähmen und gefügig zu machen. Sie in ihre vorgesehene Rolle zu drücken und wegzusperren. Ist es besser für mich, aufzubegehren oder das Spiel so lange mitzuspielen, bis niemand mehr hinschaut? Dadurch gibt  es natürlich viele schmerzhafte Szenen in dieser Geschichte, körperliche wie seelische.
Franklins Schreibstil ist dabei sehr intensiv und teilweise richtig poetisch, vor allem bei den Beschreibungen der Wäldern oder den magischen Elementen, die Teil der Geschichte sind und bei denen man nie vollends herausfinden kann, ob sie nun tatsächlich existieren oder eine Art Flucht vor der Realität sind.
‚The Wilderness of Girls‘ ist aber auch eine Geschichte über Freundschaft und Loyalität, über Schwesternschaft und Verbundenheit und zeigt auf, was Frauen alles erreichen können, wenn sie zusammenhalten. Sich nicht im Stich lassen und vielmehr gegenseitig unterstützen und dabei die internalisierte Misogynie hinter sich lassen, die Eifersucht und den Neid. Es geht aber auch darum, den Halt im Leben zu verlieren, egal was der Auslöser ist. Sich neu ordnen zu müssen, neu anzufangen und dabei das alte Leben in Frage zu stellen. Und dabei nie zu vergessen, wer man ist. Sich selbst treu zu bleiben und sich nicht aufzugeben. Unglaublich berührend und unglaublich tiefgehend. Eine kraftvolle und intensive Geschichte, die ich nur empfehlen kann. 5 Sterne!

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Einst waren wir die Wildnis, doch dann versuchten sie, uns zu zähmen

Als Rhi im Morgengrauen durch die Wälder im Happy Valley streift, öffnet sich auf der anderen Seite der Lichtung das Unterholz. Heraus treten vier offenbar »wilde« Mädchen, bewacht von zwei ausgewachsenen Wölfen. Eines der Mädchen ist schwer verletzt und braucht dringend medizinische Hilfe. Rhi tut, was jede und jeder von uns tun würde: Sie bringt die Mädchen ins Krankenhaus, wo sie sofort für Aufsehen und landesweites mediales Interesse sorgen. So beginnt die »Zähmung« der Wolfsmädchen, und Rhi ist bald nicht mehr sicher, ob sie das Richtige getan hat.

In ihrem atemberaubenden Debüt zeigt Madeline Claire Franklin, wie unsere Gesellschaft jungen Mädchen beibringt, ihre eigene Wildheit zu zähmen – und was passiert, wenn sie sich selbst befreien.

Erschienen bei Fischer Sauerländer
Einzelband
Autor*in: Madeline Claire Franklin
Übersetzt von Maren Illinger
ET: 30.10.2024
Seiten: 464
ISBN: 978-3-7373-7310-4

Eine Bestellmöglichkeit und einen Blick ins Buch gibt’s hier

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