Rezensionen

Jessica Amankona: Azurie – Tochter aus Mondlicht und Tränen

(Werbung – Rezensionsexemplar)

‚Azurie – Tochter aus Mondlicht und Tränen‘ von Jessica Amankona hat mich mit seinem wunderschönen Cover tatsächlich ein bisschen in die Irre geführt. Ich hatte eine Geschichte voller Magie im westafrikanischen Dschungel erwartet. Bekommen habe ich etwas ganz anderes – eine brutale und mitreißende Geschichte, die mir durch Mark und Bein ging. Ich liebe sie!

Jessica Amankonas Debüt kann man vor allem als eindringlich beschreiben. Mit seiner Rohheit und Rauheit, in einem Land spielend, in dem Frauen nichts wert sind, dem Mann gehören und aufgrund ihrer Seltenheit begehrt sind. Es ist ein fantastisches Setting, denn das Land und auch die Cité, in der die Geschichte spielt, existieren nicht. Doch die Praktiken mit Sicherheit.

Anfangs hatte ich noch ein bisschen Probleme mit Amankonas Art zu schreiben, denn der Satzbau war etwas verschachtelt und ungewohnt. Grammatikalisch korrekt, aber ich würde die einzelnen Wörter an anderen Stellen im Satz platzieren. Doch dieses ungewohnte Gefühl verging schnell, schon allein, weil die Geschichte so fesselnd war. Mit der ich übrigens zu Beginn auch gar nicht warm wurde. Es war ein Gefühl der Fremdheit, ganz schwer zu beschreiben. Und irgendwann hat es dann Klick gemacht und ich konnte mich schier nicht mehr von den Seiten lösen.

Die Geschichte ist brutal, aber auch auf gewisse Weise faszinierend und definitiv fesselnd. Die Ohnmacht der Frauen ist unbeschreiblich und doch haben sie ihre Möglichkeiten der Manipulation. In einer Welt aus Gewalt, Missbrauch und Demütigungen versuchen sie, zu überleben, ohne jegliche Hoffnung auf Selbstbestimmung.  Sie landen als Huren in Bordells oder, wenn sie das „Glück“ haben, einen Ehemann zu finden, in einem Heim, das nicht weniger Gefängnis ist, der Willkür des Ehemanns ausgeliefert.
Das Verhalten der Männer widert mich an, ihre Auskostung der Macht, die sie über die ausüben, die unter ihnen stehen. Doch Gott sei Dank sind nicht alle so, manche versuchen, dieser Spirale aus Brutalität und Unterdrückung zu entkommen und Menschen als das zu behandeln was sie sind: Menschen. Also doch ein Funken Hoffnung.

Die gibt es auch in Form von Protagonistin Joya, die mir anfangs allerdings noch nicht so sympathisch war. Abgekapselt von der Welt in einem kleinen Dorf im Busch aufgewachsen, war sie unglaublich naiv und wirkte dadurch auch etwas dümmlich. Doch nur, weil man nicht weiß, wie man einen Fön zu bedienen hat, ist man nicht gleichzeitig unklug. Ihre Cleverness zeigt sich auf andere Art, durch ihren Mut und ihr großes Herz. Es hat nicht allzu lange gedauert, bis sie sich in meines geschlichen hat. Sie handelt oft impulsiv, auch, weil sie die Lage nicht richtig einschätzen kann. Doch der Name ihres Mannes und ihr einzigartiges Aussehen helfen ihr in so manchen Situationen und auch, dass sie einige wenige Freunde findet, die sie unterstützen. Und diese Freunde hat sie bitter nötig, denn sonst ist sie nur von Männern umgeben, die sie in ihre Gewalt bringen wollen. Ich bin ziemlich gespannt, was der zweite Teil für sie bereithält!

Was ich allerdings ein bisschen vermisst habe, ist die Magie. Denn außer dem Aspekt, dass das Setting nicht real existiert, gab es kaum Anzeichen dafür, dass es sich um einen Fantasyroman handelt. Es hat an sich gut gepasst, doch die Azurien und ihre Fähigkeiten hätten gerne noch mehr in Erscheinung treten können. Denn ich glaube, da bekomme ich das Magische. Ich freu mich schon auf den zweiten Teil. 5 Sterne.

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»Wir waren zwei verfeindete Tierarten, die jemand absichtlich in denselben Käfig gesperrt hatte.«
Joyas Haut ist weiß, ihre Augen blau – doch nicht nur ihr Aussehen kennzeichnet sie als Rarität. Denn seit dem unerklärlichen Verschwinden ihrer Mutter ist sie das einzige Mädchen in ihrem Stamm, in einem Land, in dem drastischer Frauenmangel herrscht. Ihr letztes bisschen Freiheit büßt sie ein, als ihr Vater sie mit dem Sohn des Stammesoberhauptes verlobt. Patrice ist kühl und grausam, sie sollte fliehen und ihn vergessen. Doch seine Nähe weckt in ihr eine tief verborgene Macht, die ihr und allen Frauen die Freiheit schenken könnte. Joya ist nämlich kein normales Mädchen – sie ist die letzte Azurie!
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Der spannende Auftakt zu einer epischen Fantasy-Dilogie von Newcomer-Autorin Jessica Amankona. »Azurie« überzeugt sowohl durch die starke weibliche Hauptfigur und das atmosphärische westafrikanisch inspirierte Setting als auch durch die gesellschaftspolitische Relevanz.

Loomlight
Band 1 von 2 der Reihe ‚Azurie‘
Autor*in: Jessica Amankona
ET: 27.08.2021
Seiten: 506
ISBN: 9783522655026

Einen Blick ins Buch und eine Bestellmöglichkeit gibt’s hier


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