Jane Healey: Die stummen Wächter von Lockwood Manor
(Werbung – Rezensionsexemplar)
Kennst du das? Du liest ein Buch und bekommst nicht das was du erwartest? Natürlich. Aber was ist, wenn dir das, was du bekommst, trotzdem gefällt? So ging es mir mit Jane Healeys ‚Die stummen Wächter von Lockwood Manor‘. Ich weiß nicht genau, was ich eigentlich erwartet hatte. Vielleicht mehr Museum, mehr Downton Abbey. Aber bekommen habe ich einen Roman über zwei sehr unterschiedliche junge Frauen, die in einer von Männern dominierten Welt ihren Weg suchen und die Liebe finden.
Healys Schreibstil ist zugegebenermaßen gewöhnungsbedürftig. Detailreich, manchmal ausschweifend und wiederholend, doch auch atmosphärisch und dicht erzählt die Autorin eine Geschichte, die mit Sicherheit nicht jedem gefallen wird. Sie hat nämlich keinen wirklichen Spannungsbogen. Und doch bleibe ich dran an ihr. Ich kann es gar nicht richtig erklären. Es ist die Atmosphäre, die Ruhe, die mich fesselt. Lockwood Manor als Schauplatz ist außergewöhnlich. Verwinkelt, teilweise unbewohnt und düster, beschwört es eine unheimliche Stimmung herauf, die die im Klappentext angedeuteten mysteriösen Vorkommnisse noch beklemmender macht. Und dann sind da noch die beiden interessanten Protagonistinnen Hetty Cartwright und Lucy Lockwood, die so unterschiedlich sind und trotzdem Freundinnen werden, die sich gegenseitig Halt geben und bestärken.
Hetty, die als Abteilungsleiterin des Natural History Museums in London ihre Säugetiere nach Lockwood Manor begleitet, ist eine sehr zurückhaltende Protagonistin, die aber trotzdem beweisen möchte, dass sie ihrer Aufgabe gewachsen ist. Den Posten hat sie nämlich nur bekommen, da alle kompetenteren Männer, die für diese Position vorgesehen waren, sich für den Kriegsdienst gemeldet hatten. Doch leider passieren unerklärliche Dinge während der Evakuierung auf Lockwood Manor, die Hetty schier verzweifeln lassen. Tiere verschwinden und tauchen an anderer Stelle wieder auf, Schaukästen werden zerschlagen – und niemand will es gewesen sein. Der Hausherr, Major Lockwood, lässt keine Gelegenheit verstreichen, sie als unfähig darzustellen, als nicht kompetent genug für diesen Männerberuf. Somit ist sie dauernden Anfeindungen seinerseits ausgeliefert, seinen Schikanen und Bloßstellungen. Hettys Alltag ist also in dieser Hinsicht alles andere als einfach, selbst die Bediensteten beschweren sich bitterlich, müssen sie nun auch noch ausgestopfte Tiere abstauben und deren starren Blicken aus gläsernen Augen standhalten. Doch Hetty kämpft für ihre Tiere, die ihr alles bedeuten und eine Konstante in ihrem Leben sind: gegen Ungeziefer, gegen Betrunkene und Major Lockwood, der sich mit der Sammlung profilieren möchte. Sie versucht, allem Unerklärlichen auf den Grund zu gehen und die Ursache auszumachen.
Neben Panther, Bär und Kolibris ist Major Lockwoods Tochter Lucy ein weiterer Lichtblick. Hetty ist schon vom ersten Augenblick an fasziniert von ihr und ihrem alles überstrahlenden Auftreten.
Der Major hütet Lucy jedoch wie seinen Augapfel, versucht, jede Aufregung von ihr und ihrer Nervosität fernzuhalten, an der sie schon von klein auf leidet und die hauptsächlich in Form von Albträumen auftritt. Diese haben sich verschlimmert, seitdem ihre Mutter bei einem Unfall ums Leben gekommen ist. Und wenn alles Fernhalten nichts hilft, stellt der Major sie halt ruhig. Umso unbegreiflicher ist es für Hetty, dass Lucy so sehr an ihrem Vater hängt. Und an Lockwood, mit dem sie eigentlich wenig Gutes verbindet.
Doch Hetty gelingt es nach und nach, Lockwood Manor seine Geheimnisse zu entlocken, die Lucys Vergangenheit bzw. eigentlich ihr ganzes Leben in einem neuen Licht zeigen. Und es einfach machen, dieses Leben hinter sich zu lassen.
Alles in allem ist ‚Die stummen Wächter von Lockwood Manor‘ ein durchaus lesenswerter Roman, der nicht nur mit einem wundervolles Cover besticht, sondern auch mit zwei sehr interessanten Protagonistinnen und einem schrecklichem Geheimnis, dem es auf den Grund zu gehen gilt.
Klappentext
1939. Hetty Cartwright muss eine Sammlung des Londoner Natural History Museum vor dem heraufziehenden Krieg in Sicherheit bringen – ins verfallene Herrenhaus Lockwood Manor. Doch das Haus wirkt auf Hetty wie verflucht: Ihre geliebten Exponate, der ausgestopfte Panther, die Kolibris und der Eisbär, verschwinden, werden zerstört und scheinen nachts umherzuwandern. Zusammen mit der Tochter des tyrannischen Hausherrn, Lucy Lockwood, versucht Hetty, die nächtlichen Geschehnisse zu ergründen, und bringt ein tragisches Geheimnis ans Licht. Eine fesselnde und betörende Geschichte über eine große Liebe und den Wahnsinn einer Familie, ihre lang vergrabenen Geheimnisse und versteckten Sehnsüchte.
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Bibliographie
Hanserblau
Übersetzt von Susanne Keller
Einzelband
ET 09.03.2020
Paperback 15,00 €, eBook 11,99 €
384 Seiten
ISBN: 978-3-446-26600-1
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Ein Kommentar
oceanloveR
Ahoi Steffi,
schöne Rezension, mir ging es quasi genauso 🙂 Das Cover verspricht aber auch echt eine ganze andere Geschichte, als das Buch dann liefert ^^ Wenn du magst, hier meine Rezension 🙂
Liebe Grüße
Ronja von oceanloveR