Rezensionen

Donna Barba Higuera: Die letzte Erzählerin

(Werbung – Rezensionsexemplar)

Können falsche Erwartungen an ein Buch eine Geschichte kaputt machen? Ich würde es verneinen, doch das Leseerlebnis wird bei mir dadurch definitiv beeinträchtigt.
Ich kann gar nicht genau sagen, welche Erwartungen ich an ‚Die letzte Erzählerin‘ von Donna Barba Higuera, übersetzt von Jennifer Michalski, hatte. Es hat sich jedoch im Verlauf der Geschichte herausgestellt, dass ich etwas anderes erwartet als ich bekommen habe. Vielleicht habe ich mich zu sehr von der Altersempfehlung ab 11 Jahren ablenken lassen? Dadurch eine poetischere und magischere Geschichte erhofft, die mehr Geschichten erzählt? Eine, die weniger „harte Fakten“ liefert in Bezug auf Science Fiction und Wissenschaft, die ich eher Jugendlichen zum Lesen geben würde als Kindern?
Natürlich ist die Geschichte auf keinen Fall schlecht. Objektiv betrachtet ist sie sogar überragend gut. Wenn ich Rezensionen begeisterter Leser*innen lese, denke ich mir: Ja, genau, du hast vollkommen recht. Doch leider habe ich es nicht gefühlt. So ist das mit der Objektivität. Das klappt bei mir nie. Muss es aber auch nicht. Ich würde nicht sagen, dass ich eine sehr gefühlsduselige Leserin bin, aber ich lasse mich viel von Stimmungen leiten, von Atmosphäre. Und entweder war es einfach nicht mein Buch. Oder der falsche Zeitpunkt für uns.
Petra Peña ist eigentlich eine tolle Protagonistin, die ich auch vom Fleck weg mochte. Sie ist empathisch, hat einen starken Sinn für Gerechtigkeit und kümmert sich um andere. Hervorheben möchte ich, dass Petra eine Art genetischen Defekt hat, der ihr Sichtfeld einschränkt. Ich fand es super gelungen und sehr wichtig, dass Petra vorlebt, dass selbst Mädchen, die nicht in jeder Hinsicht perfekt sind, Heldinnen sein können.
Auf dem hunderte von Jahren dauernden Flug zu einem hoffentlich bewohnbaren Planeten ist Petra die Einzige, bei der die Gehirnwäsche, der alle unterzogen wurde, nicht funktioniert hat. Nur die Versorgung mit allerlei Infos zu ihrem zukünftigen Tätigkeitsfeld im Bereich der Botanik macht sie zu einer Expertin auf ihrem Fachgebiet. Dadurch wurde wiederholt der Eindruck erweckt, sie wäre wesentlich älter als ihre 13 Jahre. Auch durch ihr Verhalten habe ich mich öfter gewundert, warum Higuera ein Mädchen in genau diesem Alter gewählt hat und ein Kinderbuch geschrieben hat. Die Story hätte für mich vielleicht besser funktioniert, wenn es sich eher an Jugendliche gerichtet hätte. Petra musste aufgrund der Umstände zwar früh erwachsen werden und hat durch die Flucht von der Erde einige furchtbare Dinge erleben müssen. Doch manchmal kam es mir so vor, als ob Higuera den Spagat zwischen Kinder- und Jugendbuch versucht und das aber nicht recht klappt.
Super gefallen haben mir dahingegen die ‚cuentos‘, die Petra den anderen Kindern erzählt hat. Immer passend zur Situation und sehr lehrreich. Davon hätte ich mir aber tatsächlich noch mehr gewünscht, vielleicht hätte mir das den erhofften Zauber gebracht.
Der Schluss hat mich dann noch sehr positiv überraschen können. Er war wunderschön, hoffnungsstiftend und auch sehr traurig und hat mich ein bisschen mit der Geschichte versöhnt. Ja, wenn ich für mich im Rahmen der Rezension zusammenfasse, was mir am Buch gefallen hat, dann kann ich verstehen, warum Leser*innen die Geschichte lieben. Nur ich leider nicht in dem Maße, in dem ich das gerne getan hätte. Sehr schade, aber manchmal ist es so. 3,5 Sterne.

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Warte nicht auf morgen!

Petra Peña gehört zu den wenigen, die es vor dem unausweichlichen Weltuntergang auf eines der rettenden Schiffe schaffen. Eine Reise ins Ungewisse liegt vor ihr. Jahrhunderte später wacht Petra auf. Das Ziel, ein Planet mit erdähnlichen Bedingungen, scheint erreicht. Aber in der Zwischenzeit ist viel geschehen. Auf dem Raumschiff zählen nur noch Gehorchen und Gleichsein. Und plötzlich ist Petra die Letzte, die sich an die Erde und das Leben dort erinnert. Kann sie mit dem Wissen um die Vergangenheit das Überleben der Menschheit sichern?

Erschienen bei Dragonfly
Einzelband
Autor*in: Donna Barba Higuera
Übersetzt von Jennifer Michalski
ET: 21.03.2023
Seiten: 320
ISBN: 9783748802396

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