Melanie Raabe: Die Wälder
(Werbung – Rezensionsexemplar)
Hast du Angst vor den Wäldern? Angst vor der Dunkelheit und den Geheimnissen, die dort lauern? Willst du dich dem Unbekannten trotzdem stellen? Dann komm und lese diesen Thriller. Denn auch wenn mich die Story nicht hundertprozentig überzeugt hat, hat sie doch einen derartigen Sog entwickelt, der mich schier an die Seiten gefesselt hat.
Denn das kann die Autorin. Mit Worten eine beklemmende Stimmung schaffen, an den richtigen Stellen gerade so viel verschweigen, dass es fast unmöglich ist, nicht weiterzulesen, nicht erfahren zu wollen, was diese Szene nun bedeutet hat. Raabes detaillierte Beschreibungen setzen dem Ganzen die Krone auf. Denn wenn man neben der unheimlichen Atmosphäre noch solch realistische und präzise Beschreibungen der Situation bekommt, ist Anspannung und Nervosität garantiert.
Protagonistin Nina ist obendrein eine Person, die ich sehr sympathisch gefunden habe. Sie hat den unbändigen Willen (manche würden es Sturheit nennen), Tims Schwester zu finden und so geht sie ehrgeizig auf die Suche nach der Verschwundenen. Und hält sich dabei nicht nur an den konventionellen Weg.
Trotz alledem finde ich die Geschichte etwas unrund. Nicht die Auflösung. Obwohl diese auch etwas erzwungen wirkt. Nein, der Erzählstrang um die Kinder im Dorf. Da ich darlegen möchte, was genau mich daran gestört hat, werden die nächsten Zeilen massive Spoiler enthalten. Wenn du also nicht wissen möchtest, was im Buch passiert:
HIER STOP! SPOILER!
Den Szenen in der Vergangenheit muss ich nämlich vorwerfen, dass sie mir zu gewollt geheimnisvoll und undurchsichtig waren. Das ist natürlich von der Autorin beabsichtigt. Aber ich fand es zu konstruiert. Warum mussten die Kinder Spitznamen haben, damit erst nach vielen, vielen Seiten klar ist, dass es sich dabei um die Protagonisten handelt? Anfangs dachte ich, die Geschehnisse spielen in der Gegenwart. Walkie Talkies, die David seinem Neffen geschenkt hat. Kantes Onkel, der Polizist ist. Das Aufeinandertreffen beim Fleischer. Gloria, die weg ist. Lange Zeit wird nicht erwähnt, wann genau sie denn verschwunden ist. Kleine Details, dich mich viel zu lange glauben ließen, die Beschreibungen wären zeitlich parallel zum Haupterzählstrang anzusetzen. Ja, irgendwann hatte ich die Vermutung, dass es sich um Nina, Tim, David und Henri handeln muss. Doch bis dahin wurde alles so gewollt verschleiert, dass man kaum darauf kommen konnte. Das mag dann ein großer Aha-Effekt gewesen sein, mir gefiel es nicht so gut.
Nichtsdestotrotz waren die Schilderungen in der Vergangenheit ungemein fesselnd. Genauso wie jene in der Gegenwart. Wie gesagt, dass Buch ist keineswegs schlecht – ganz im Gegenteil. Aber die kleine Unstimmigkeit macht dieses Buch nicht ganz so perfekt für mich. Trotz des kleinen Makels spreche ich eine klar Leseempfehlung aus. Denn dieses Buch ist spannend, entwickelt einen Sog und hat eine durchwegs beklemmende Atmosphäre. Es hat also alles, was ein guter Thriller braucht.
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Klappentext
Als Nina die Nachricht erhält, dass Tim, ihr bester Freund aus Kindertagen, unerwartet gestorben ist, bricht eine Welt für sie zusammen. Vor allem, als sie erfährt, dass er sie noch kurz vor seinem Tod fast manisch versucht hat, zu erreichen. Und sie ist nicht die Einzige, bei der er sich gemeldet hat. Tim hat ihr nicht nur eine geheimnisvolle letzte Nachricht hinterlassen, sondern auch einen Auftrag: Sie soll seine Schwester finden, die in den schier endlosen Wäldern verschwunden ist, die das Dorf, in dem sie alle aufgewachsen sind, umgeben. Doch will Nina das wirklich? In das Dorf und die Wälder zurückkehren, die sie nie wieder betreten wollte …
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Für einen Blick ins Buch klicke auf das Cover:
Bibliographie:
btb Verlag
Einzelband
Erschienen am 27.12.2019
Paperback 16,00 €, eBook 12,99 €
432 Seiten
ISBN 978-3-442-75753-4
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Autorin Melanie Raabe im Interview zu ihrem neusten Thriller „Die Wälder“: