Rezensionen

Florian Weber: Die wundersame Ästhetik der Schonhaltung beim Ertrinken

(Werbung – Rezensionsexemplar)

‚Die wundersame Ästhetik der Schonhaltung beim Ertrinken‘ von Florian Weber ist eins dieser Bücher, die man selbst lesen muss, weil man kaum Worte findet, um sie zu beschreiben. Worte für die Absurdität, aber auch für die Klugheit der Geschichte. Für die vielen popkulturellen Anspielungen, die Lebensweisheiten, blumigen Beschreibungen und die Metaphern. Auf diese Geschichte muss man sich einlassen können. Denn sonst denkt man sich womöglich, was man denn da Komisches liest. Komisch im Sinne von seltsam, wobei es durchaus Szenen gibt, die mich erheitert haben.
Florian Webers Geschichte ist eigentlich eine Coming-of-Age-Story, doch auf etwas andere Art und Weise erzählt. Schon die Eröffnungsszene zeigt deutlich, dass wir uns nicht in einer Kleinstadt befinden. Sondern auf dem offenen Meer. Zusammen mit einer Kühlbox, einem Lama und einem Clown. Alles klar soweit?

Doch wie kam es zu dieser Situation? Abwechseln erzählt Weber aus der Sicht seines Ich-Erzählers Heinrich Pohl, einmal in der Gegenwart auf dem Meer, einmal aus dessen Kindheit. Es wird also schon gleich zu Beginn verraten, wie das Buch enden wird. Das ist oft nicht ganz das, was man als Leser*in wissen will, doch hier ist der Weg das Ziel. Von einer nicht sehr liebevollen Kindheit, über das Antiquariat des Onkels, zusammen mit seinen Fabeln und Parabeln, bis hin zu einer Reise durch die USA, wiederum mit Erzählungen aus der Vergangenheit. Manchmal haben mich diese ganzen Geschichten an den Film ‚Big Fish‘ erinnert, der auf seine Art auch magisch ist und bei dem man sich immer denkt: Kann das stimmen oder wird hier übertrieben?

Mich hat Webers Geschichte, trotz mancher Übertreibungen und hier und da einer Sportphrase zu viel, gut unterhalten. Einzig eine Szene in den USA, in der es sehr rassistisch wird, hat mir ziemlich sauer aufgestoßen. Pohl selbst setzt diese zwar in das richtige Verhältnis und verurteilt es, doch wäre die Geschichte meiner Meinung nach auch gut ohne diese Szene ausgekommen. 4 Sterne.

Ein Mann treibt auf einer Kühlbox im Meer. Neben ihm ein ohnmächtiger Clown und ein Lama. Er kann sich an nichts erinnern. Durch aufblitzende Erinnerungen versucht er zu erforschen, wer er ist und was ihn in diese lebensbedrohliche Situation gebracht hat. Dabei spielen seine Kindheit, das Antiquitätengeschäft des Onkels in seiner Heimatstadt München, ein Klavier und eine Reise nach Amerika eine erhebliche Rolle. Ein sagenhafter Roadtrip und zugleich ein Roman voller origineller Ideen und einer so rührenden wie unterhaltsamen Familiengeschichte.

Erschienen bei Heyne Hardcore
Einzelband
Autor*in: Florian Weber
ET: 14.03.2022
Seiten: 320
ISBN: 978-3-453-27362-7

Einen Blick ins Buch und eine Bestellmöglichkeit gibt’s hier

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