Rezensionen

Sarah Goodwin: Stranded – Die Insel

(Werbung – Rezensionsexemplar)

‚Stranded – Die Insel‘ von Sarah Goodwin, übersetzt von Dr. Holger Hanowell hat mich auf den ersten Blick angesprochen. Eine einsame Insel, acht Fremde, kein Kontakt zur Außenwelt. Mich hat die Geschichte auch unglaublich gut unterhalten, allerdings fand ich einige Aspekte etwas unglaubwürdig und das Ende zu lasch. Trotzdem kann ich den Thriller auf jeden Fall empfehlen.

Doch der Weg ist das Ziel. Wir folgen Maddy, die durch das TV-Survival-Experiment ihrem Leben entfliehen will. Sie trifft auf sieben weitere Kandidat*innen, die alle für ein Jahr auf einer einsamen Insel vor der schottischen Küste überleben müssen: Nahrung suchen, jagen, Unterkünfte bauen usw. Dabei werden sie ständig von Kameras begleitet, die allerdings nur aufzeichnen und nicht live senden. Wo wir auch schon gleich bei meinem ersten Kritikpunkt angekommen sind: Warum hat die Autorin diese Konstellation so gewählt? Welchen Mehrwert, den ich nicht erkannt habe, hat das der Story gebracht? Außer vielleicht, dass die Kandidat*innen sich darauf stützen können, dass das Material irgendwann von Jemanden gesichtet wird und dieser dann Zeuge des sozialen Verfalls wird? Meiner Meinung nach würde kein Fernsehsender ein derartiges Risiko eingehen, deshalb war dieser Punkt für mich sehr unrealistisch.
Interessanter war dahingegend, dass Maddy aus der Rückschau erzählt, also aus einer Zeit nach diesem Experiment, das, wie der Klappentext verrät, gründlich fehlgeschlagen ist. Die Ereignisse, von denen Maddy berichtet, sind dabei gleichzeitig faszinierend, erschreckend und verstörend und erinnern mich immer wieder stark an die Showtime-Serie ‚Yellowjackets‘, vermischt mit gesellschaftlichen Elementen in Extremsituationen.
Auf der Insel stellt sich nämlich nach den ersten Entbehrungen und Rückschlägen schnell heraus, um welche Art von Menschen es sich bei den Kandidat*innen handelt und an welchen Abgründen sie sich bewegen. Mobbing, versuchtes Gaslighting, Ausgrenzung, Betrug, falsche Schuldzuweisungen.  Wahrheit, die nur die Wahrheit ist, weil die Mehrheit dahinter steht. Ein Abenteuer wird zum Albtraum.
Selbst wenn der ganze Plot natürlich konstruiert ist und künstlich eine Ausnahmesituation erschafft, gelingt der Spannungsaufbau und –verlauf von der ersten Seite an. Durch Ich-Erzählerin Maddy haben die Leser*innen ein begrenztes Wissen, das zusätzlich zur Spannungssteigerung beiträgt. Sie ist zwar für mich keine Sympathieträgerin und vieles an ihr mochte ich nicht. Doch gerade diese gewisse Abneigung hat die Geschichte nochmal ein bisschen mitreißender gemacht, da ich mich oft in einem inneren Zwiespalt gefunden habe, wie ich Situationen beurteilen soll.
Neben der unrealistischen TV-Situation war mir auch noch die Auflösung, warum niemand das Experiment nach Ablauf der vereinbarten Zeit beendet hat, etwas zu lasch. Ich habe zum einen ab einem gewissen Zeitpunkt einen Teil der Auflösung vermutet. Und zum anderen waren mir die Gründe, weshalb kein Schiff gekommen ist, um die Menschen von der Insel zu holen, ein wenig zu schal. Nichtsdestotrotz kann ich diesen Thriller guten Gewissens all jenen Leser*innen empfehlen, die Survivalszenarien mögen, die noch dazu auf einem räumlich begrenzten Schauplatz stattfinden. Und die keine Angst vor menschlichen Abgründen haben. 4 Sterne.

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Auf dieser Insel ist nicht nur die Natur mörderisch

Für Maddy wird ein Traum wahr: Sie nimmt an einem neuartigen Fernsehexperiment teil, in dem acht Fremde auf einer einsamen schottischen Insel überleben müssen, ein Jahr lang, mit nur minimaler Ausrüstung und ohne Kontakt zur Außenwelt.

18 Monate später ist Maddys Traum zum Albtraum geworden. Die Behörden greifen die junge Frau in einem Fischerdorf auf dem Festland auf. Verzweifelt berichtet sie, wie das Boot, das die Teilnehmer nach einem Jahr abholen sollte, nicht kam. Und davon, wie in den folgenden Wochen einer nach dem anderen starb, nicht durch Hunger oder Krankheit, sondern durch menschliche Hand. Doch was verschweigt Maddy? Und wie schaffte sie es, die Insel lebend zu verlassen?

Erschienen bei Lübbe
Einzelband
Autor*in: Sarah Goodwin
Übersetzt von Dr. Holger Hanowell
ET: 31.03.2023
Seiten: 399
ISBN: 9783404188789

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