Samantha Shannon: Das Kloster des geheimen Baumes – Die Drachenreiterin
(Werbung – Rezensionsexemplar)
Es sind die Bücher epischen Ausmaßes, bei denen ich nach Beendigung der Lektüre dasitze und so richtig realisiere, wo die Geschichte begonnen und wo sie letztlich geendet hat. Welche Reise die Charaktere hinter sich, welche Entwicklung sie durchlaufen haben. Wie sich ein Kreis schließt, wenn alle Handlungsstränge mehr oder weniger aufeinandertreffen. So erging es mir bei ‚Das Kloster des geheimen Baumes‘ von Samantha Shannon, übersetzt von Wolfgang Thon. ‚Die Drachenreiterin‘ ist die zweite Hälfte des Buches, das im Englischen nur eines ist und den unglaublich passenden Titel ‚A Day of Fallen Night‘ trägt, denn die „Gefallene Nacht“ spielt natürlich eine Rolle im Buch. Das Kloster zwar auch, aber die Ähnlichkeit mit ‚Der Orden des geheimen Baumes‘, der Geschichte, die 500 Jahre später spielt, ist einfach zu verwirrend und Verwechslungsgefahr vorprogrammiert.
Nun habe ich also die zweite Hälfte eines Buches gelesen. Und selbst wenn ich weiß, dass die Teilung künstlich herbeigeführt wurde, hat es sich wie zwei Bücher angefühlt. Weil ich einfach vier Wochen zwischen beiden Hälften hatte. Also wenn du die Möglichkeit hast, lese es wie ein Buch, direkt hintereinander. Denn das, was sich in der ersten Hälfte angebahnt hatte, führt in der zweiten zu einem Finale furioso. Eine Actionszene jagt die nächste, ein atemloser Augenblick folgt auf den anderen. Temporeich und Schlag auf Schlag.
Natürlich setzt die Handlung nahtlos nach der ersten Hälfte ein und natürlich fühlt es sich an wie ein Schmiss ins kalte Wasser. So fühlt sich dieser zweite Band wie das komplette Gegenteil vom ersten an, obwohl es eigentlich nur die Fortführung ist. Aber alles jammern hilft nichts, nun ist es so und wir können uns nur wünschen, dass Random House das bei den Folgebänden, die Shannon noch plant, anders handhaben wird.
Doch nun zur Geschichte: Die zweite Hälfte des Buches hat mir noch besser gefallen als die erste, denn das Erzähltempo zieht an und die Ereignisse verdichten sich. Die teilweise Zusammenführung der Handlungsstränge fand ich sehr gelungen und passend, da es kein episches Aufeinandertreffen aller Figuren gibt, sondern eher Verknüpfungen, die ich so nicht erwartet hatte.
Die Entwicklung der Charaktere war dazu noch sehr authentisch und auch mit Rückschlägen versehen, die aber formten und deshalb nicht nur negativ zu sehen sind. Die Rollen von Religion und Politik sind die ganze Geschichte über hinweg wichtig, bestimmen das Handeln der Personen weiterhin und tragen zur Komplexität bei. Ebenso die Drachen, die eine Bedrohung für die Welt darstellen oder aber an der Seite der Menschen stehen. Ja, vor allem Drachenfans werden in der zweiten Hälfte auf ihre Kosten kommen. Einzelne Szenen konnten mich dann auch noch so richtig überraschen und der Epilog hat mich schließlich glückselig gestimmt.
Episch ausschweifend, komplex und mit einem tollen Worldbuilding – ich kann ‚Das Kloster des geheimen Baumes‘ nur empfehlen. Beide Hälften. 5 Sterne für die zweite.
******************************************
Klappentext zur ersten Buchhälfte ‚Die Thronfolgerin‘:
Zwei Frauen stehen am Scheideweg ihres Schicksals – und ahnen nicht, dass sich ihre Wege kreuzen werden. Das größte Problem von Glorian, der zukünftigen Herrscherin von Ynis, scheint es zu sein, sich für einen zukünftigen Prinzgemahl zu entscheiden. Gleichzeitig erfährt im fernen Seiiki am anderen Ende der Welt die junge Dumai, dass sie die Tochter des Kaisers ist, und muss sich völlig unvorbereitet den Intrigen des Hofes stellen. Doch all die Machenschaften der Sterblichen werden unwichtig, als auf dem Gipfel des Furchtberges drei Drachen ihre Schwingen ausbreiten, um Verderben über die Menschheit zu bringen …
Erschienen bei Penhaligon
Band 2 von 2 (im Original ein Einzelband)
Autor*in: Samantha Shannon
Übersetzt von Wolfgang Thon
ET: 16.08.2023
Seiten: 544
ISBN: 9783764532970
Eine Bestellmöglichkeit und eine Leseprobe gibt’s hier
Ein Kommentar
Pingback: